SPIELER

Geschrieben am 23.03.2024
von Joachim Heisel


Eine fortschreitende Säkularisation und Entmythologisierung im religiösen Bereich sowie die Aufspaltung der Gesellschaft in eine Agglomeration von Individuen und  wankende gemeinsame Werte haben den Zusammenhalt der westlichen Gesellschaften untergraben.
Das kritische Nachdenken über seine Geschichte und Zivilisation hat den westlichen Menschen über seine Kultur verunsichert. Die Moderne  hat ein Europa gesehen, das die Welt bis in die letzten Enden erforscht, erobert, in seinem Sinne zivilisiert und auch unterdrückt hat. Das 20. Jahrhundert hat in Europa mit  zwei furchtbaren Kriegen und zwei menschenverachtenden Diktaturen Spuren der Zerstörung und Verwüstung auch in den Herzen der Menschen hinterlassen, die bis heute nachwirken. Jetzt haben wir wieder einen Krieg mitten in Europa.

Das Christentum, das über viele Jahrhunderte die Menschen in Europa geprägt hat, vermochte es nicht, das zu verhindern. Daraus ziehen manche den Schluss, dass das Christentum versagt hat. Darüber kann leicht vergessen werden, dass viele fundamentale Errungenschaften unserer Zivilisation ohne das Christentum nie entstanden wären. So hat etwa die christliche Sicht des Menschen als Kinder Gottes  und Brüder und Schwestern in Christus erst den Gedanken von der Gleichheit aller Menschen möglich gemacht. 

So lautet es etwa  in der Präambel der Unabhängigkeitserklärung der USA: Alle Menschen sind gleich geschaffen und von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet wie Leben, Freiheit und das Streben nach Glück.

Hans Maier schreibt in seinem lesenswerten Buch "Welt ohne Christentum - was wäre anders?" in seiner Einleitung: Christentum - das ist ein unberechenbarer Impuls. Was daraus wird im Lauf der Zeiten, hängt von der Entscheidung vieler Menschen ab. Kein göttlicher Regisseur entmündigt die Freiheit der menschlichen Spieler. Und der Ausgang des Spiels bleibt offen, solange die Geschichte andauert.

Jede Generation muss die Botschaft  des Christentums neu umsetzen und die Welt danach  gestalten oder auch nicht und davon hängt ab, ob die beiden Gebote Christi der Nächsten- und  der Feindesliebe sich durchsetzen oder nicht.

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