TREUE

Geschrieben am 06.05.2022
von Joachim Heisel


Dem Herrn im gewöhnlichen Ablauf eines jeden Tages zu begegnen, bedeutet, den Wert des Unscheinbaren zu entdecken, der kleinen Dinge, der Einzelheiten, in denen wir so oft unsere Liebe zu Gott und unsere Liebe zu den anderen Menschen zum Ausdruck bringen können. Jesus selbst sagte uns: Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht (Lk 16, 10). Eine Treue im Kleinen, die der Herr mit der Größe seiner Freude belohnt (vgl. Mt 25, 21).

Unsere eigene persönliche Erfahrung zeigt uns, dass diese Treue im Geringsten keineswegs eine Lappalie ist. Ganz im Gegenteil: „Beharrlichkeit in den kleinen Dingen, aus Liebe, ist Heroismus“ (J.Escriva,  Der Weg, Nr.813). Die Liebe verleiht jedem menschlichen Bestreben seinen größten Wert. Die Treue ist immer Treue zu einem Liebesbündnis, und die Liebe zu Gott gibt der Freiheit ihren richtigen Sinn. Diese Freiheit des Geistes gewährt uns die Fähigkeit, das zu lieben, was wir tun müssen, auch wenn dies Opfer bedeutet und wir selbst die Bedeutung der Worte Jesu erfahren können: Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen, denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (Mt 11, 29-30). Der heilige Augustinus deutet diese Worte so: „Denn in dem, was man liebt, spürt man entweder die Mühsal nicht, oder man liebt die Mühe selbst. (…) Die Anstrengungen derjenigen, die lieben, sind niemals leidvoll.“

Aus: Hirtenbrief über die Treue vom 19.März 2022 von Msgr. Fernando Ocáriz, Prälat des Opus Dei  

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