ASCHERMITTWOCH

Geschrieben am 14.02.2024
von Joachim Heisel


Am Aschermittwoch wird den Katholiken im Gottesdienst ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet mit den Worten: Staub bist Du und zu Staub kehrst Du zurück. Mutter Kirche will uns so daran erinnern, dass unseres Verweilens auf dieser Erde nur vorübergehend ist. Das ist nicht gerade nett und auch nicht politically correct, aber es ist die reine Wahrheit!

Noch deftiger sind da schon die bayerischen Grabsprüche: Hier legen meine Gebeine, ich wollt es wären Deine.

Oder  ernster: Ich war einmal wie Du, bald wirst Du sein wie ich.

An der Turmuhr der Kirche von Andechs steht der lateinische Spruch „Una ex hisce morieris“ („in einer dieser Stunden wirst du sterben“) als Mahnung an alle Pilger und bierseligen Ausflügler, die den Heiligen Berg von Oberbayern erklimmen und den Weg hinunter manchmal nur schwer finden.

In meiner Heimatstadt Trier gibt es zwei Kirchtürme: Einer ist der des Doms, der andere der Turm der Bürger- und Marktirche St. Gangolf. Auf dem Kirchturm von St. Gangolf steht: „Vigilate et orate“ „Wacht und betet“, (Mt 26,41) und auf dem des Domes:„Nescitis qua hora Dominus veniet“ (vgl. Mt 24,44)  „denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“, - eine Mahnung an alle, die diese Wirklichkeit bei der lauten Geschäftigkeit leicht vergessen konnten.

Nach dem Kreuz auf die Stirn der Gläubigen am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Sie dauert 40 Tage  und endet an Ostern, dem Fest der Auferstehung Christi. Die Zahl vierzig ist symbolisch, denn vierzig Jahre wanderte das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten durch die Wüste, Vierzig Tage fastete Jesus vor seinem öffentlichen Auftreten in der Wüste  und wurde dort von Satan in Versuchung geführt (Mk 1,12 ff.). Auf dem obigen  Bild der Berg der Versuchung in der Wüste bei Jericho.

Vierzig Tage bereiteten sich in der alten Kirche die Taufbewerber auf den Empfang der Taufe vor. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Buße und Umkehr und auch eine Zeit der Mäßigung im Essen und Trinken, aber auch der Übung der Nächstenliebe. Früher haben die Kinder Bonbons, die sie in der Fastenzeit geschenkt bekamen, in einem Glas bis Ostern aufgehoben.

Vor einiger Zeit kam ein Patient in meine  Praxis und suchte Rat wegen seines erheblichen Übergewichts. Im Laufe des Gesprächs meinte er: „Die Muslime haben es da gut. die haben den Ramadan, wo sie fasten müssen“. Als ich ihm erläuterte, in unserem Kulturkreis gebe es etwas Ähnliches, nämlich die sogenannte Fastenzeit, war er sehr erstaunt.

Papst Franziskus sagte zur Fastenzeit: Fasten bedeutet zu lernen, unsere Haltung gegenüber den anderen und den Geschöpfen zu ändern: von der Versuchung, alles zu „verschlingen“, um unsere Begierde zu befriedigen, hin zu der Fähigkeit, aus Liebe zu leiden, welche die Leere unseres Herzens füllen kann. Beten, damit wir auf die Idiolatrie (Vergötzung Anm. des Verf.) und die Selbstgenügsamkeit unseres Ichs verzichten lernen und eingestehen, dass wir des Herrn und seiner Barmherzigkeit bedürfen. Almosen geben, damit wir die Torheit hinter uns lassen, nur für uns zu leben und alles für uns anzuhäufen in der Illusion, uns so eine Zukunft zu sichern, die uns nicht gehört. So finden wir die Freude an dem Plan wieder, den Gott der Schöpfung und unserem Herzen eingeprägt hat: ihn, unsere Brüder und Schwestern und die gesamte Welt zu lieben und in dieser Liebe das wahre Glück zu finden.

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