NETZE KNÜPFEN

Geschrieben am 13.06.2025
von Joachim Heisel


Aus der Pfingstpredigt von Papst Leo XIV. :

Der Heilige Geist öffnet vor allem die Grenzen in uns. Er ist die Gabe, die unser Leben für die Liebe öffnet. Und diese Gegenwart des Herrn löst unsere Verhärtungen, unsere Verschlossenheit, unseren Egoismus, unsere Ängste, die uns blockieren, unseren Narzissmus, der uns nur um uns selbst kreisen lässt. Der Heilige Geist kommt, um in uns das Risiko eines Lebens herauszufordern, das verkümmert und vom Individualismus aufgesogen wird. Es ist traurig zu beobachten, wie wir in einer Welt, in der es immer mehr Möglichkeiten zur sozialen Begegnung gibt, paradoxerweise Gefahr laufen, einsamer zu werden –  stets verbunden und doch unfähig, Netze zu knüpfen, immer umgeben von vielen Menschen und doch orientierungslos und einsam.

Der Geist Gottes hingegen lässt uns eine neue Sicht- und Lebensweise entdecken: Er öffnet uns für die Begegnung mit uns selbst jenseits der Masken, die wir tragen; er führt uns zur Begegnung mit dem Herrn, indem er uns lehrt, seine Freude zu erfahren; er überzeugt uns – gemäß den Worten Jesu, die wir gerade gehört haben –, dass wir nur dann die Kraft erhalten, sein Wort zu befolgen und dadurch verwandelt zu werden, wenn wir in der Liebe bleiben. Er öffnet die Grenzen in uns, damit unser Leben zu einem gastlichen Raum wird.

Der Geist öffnet zudem die Grenzen auch in unseren Beziehungen. Jesus sagt nämlich, dass diese Gabe die Liebe zwischen ihm und dem Vater ist, die in uns Wohnung nimmt. Und wenn die Liebe Gottes in uns wohnt, werden wir fähig, uns unseren Brüdern und Schwestern gegenüber zu öffnen, unsere Starrheit zu überwinden, die Angst vor dem Anderssein zu besiegen und die Leidenschaften, die in uns aufwallen, recht zu lenken. Der Geist verwandelt aber auch die verborgensten Gefahren, die unsere Beziehungen vergiften, wie Missverständnisse, Vorurteile und Instrumentalisierungen. Ich denke auch – mit großem Schmerz – an den Fall, wenn in einer Beziehung der Willen aufkommt, den anderen zu beherrschen, eine Haltung, die oft in Gewalt mündet, wie die zahlreichen Fälle von Femiziden in jüngster Zeit leider zeigen.

Quelle Vaticannews

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