Am morgigen Volkstrauertag gedenken wir der Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft. Ein Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war Rudolf, der Bruder meiner Grossmutter. Er war im Ersten Weltkrieg in einem Schützengraben verschüttet worden und hatte dabei einen schweren Nervenschock erlitten, von dem er sich nicht mehr erholte. Er sprach nur noch vom Krieg und zitterte manchmal am ganzen Körper. Nachts wachte er schweißgebadet auf und schrie, dass man es bis auf die Strasse hörte. Er lebte bei seiner Schwester Katharina, die sich fürsorglich um ihn kümmerte. Eines Tages kam ein Schreiben, in dem verfügt wurde, dass er in eine Heilanstalt eingeliefert werden müsse. Zwei Monate später kam die Nachricht, dass er an einer Lungenentzündung verstorben sei.
„Wir könnten seine Kleider und eine Urne abholen." So berichtete mir meine Mutter, seine Nichte. Er war einer der Opfer, deren wir am morgigen Volkstrauertag gedenken....
In einem Interview mit dem „Spiegel" 1970 sagte Max Horkheimer, Marxist, einer der führenden Vertreter der Frankfurter Schule und als Jude selbst Verfolgter des Nazi-Regimes:
„Theologie ist - ich drücke mich bewusst vorsichtig aus - die Hoffnung, dass es bei diesem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleibe, dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge... Ausdruck einer Sehnsucht, einer Sehnsucht danach, dass der Mörder nicht über das unschuldige Opfer triumphieren möge." - Ein Wort, das Papst Benedikt XVI. auch in seiner Encycklica Spes salvi zitiert hat.
Weiterhin sagte Max Horkheimer: „Der Gedanke, dass die Gebete der Verfolgten in höchster Not, dass die der Unschuldigen, die ohne Aufklärung ihrer Sache sterben müssen, dass die letzten Hoffnungen auf eine übermenschliche Instanz kein Ziel erreichen und dass die Nacht, die kein menschliches Licht erhellt, auch von keinem göttlichen durchdrungen wird, ist ungeheuerlich".
Blogbeitrag 19.11.25
Hinweis: Vom 13.11. - 29.11.25 finden die „Münchner Wochen fürs Leben" mit zahlreichenVeranstaltungrn statt.