Manchmal, wenn ich in der Stadt bin und am Marienplatz, gehe ich zur Buchhandlung Hugendubel. Dort kann man in bequemen Sesseln in Büchern herumstöbern und dabei dem Treiben auf dem Marienplatz zuschauen. An einer Wand stehen die sogenannten Spiegelbestseller. Diesmal schaue ich in das Buch von Karin Kuschik: „50 Fragen, die das Leben leichter machen". Sie ist eine bekannte Coachin und möchte mit 50 Fragen an ihre Klienten sie dazu bringen, ihr Leben besser zu bewältigen. Ihre letzte, die 50. Frage lautet: „Wäre heute ein guter Tag, um zu sterben?".
Sie schreibt dazu: „Ich weiß, ich weiß. Das klingt grauenvoll ausweglos düster, schwer und reichlich unangebracht für ein letztes Kapitel."
Nun, was wäre ein guter Tag, um zu sterben?
Ja, tatsächlich eine sehr provozierende Frage. Ich war neugierig, wie man sich mit dieser Frage, das Leben leichter machen soll.
Sie berichtet, dass die Antworten auf ihre 50.Frage immer prompt kommen. „Weil sich dann nämlich ganz spontan und ohne dass unsere Gedanken dazwischen funken können, einen Instanz in den Vordergrund schiebt, die ganz entrüstet >>Auf gar keinen Fall<< schreit."
Und dann, so schreibt sie, kommt zum Vorschein, was wir noch alles vorhaben, zu Ende bringen, noch zurechtrücken oder noch erleben wollen und auch, dass wir mit unserem Leben wie es nun einmal ist, duchaus weitermachen wollen. Diese Frage könne uns auch dazu führen, uns aber auch bewusst zu machen, dass unser Leben wie eine Reise ist, deren Eigenschaft ja darin besteht, dass sie irgenwann zu Ende geht.
Die unangenehme Frage kann uns tatsächlich helfen, den Moment mehr zu genießen, auszukosten, ja auch in diesem einzigartigen und unwiederholbaren Augenblick mehr zu lieben; und dass wir nicht länger zögern sollten, etwas anzupacken, was wir eigentlich erst später tun wollten z.B. eine Reise zu einem Ort der Erinnerung, einen Besuch bei einem Freund oder einer Freundin, einer alten Tante bevor sie stirbt, ein Konzert mit unserer Lieblingsmusik, eine Stadt, die wir immer schon mal sehen wollten.
Eine ausstehende Versöhnung mit andern, mit uns selbst, mit Gott.
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