BURKHARD SCHEFFLER

Geschrieben am 26.11.2025
von Joachim Heisel


Im November sind  auch in Rom die Nächte manchmal  recht kalt. Das  wurde im November 2022 dem deutschen Obdachlosen Burkhard Scheffler zum Verhängnis. Seit Jahren dürfen Obdachlose in den Kolonnaden des Petersplatzes unterkommen und sich sogar, wenn es kalt wird, dort Zelte bauen. Burkhard Scheffler hatte das nicht gemacht und so wurde er an einem Morgen im November 2022 dort tot aufgefunden. Er war in der Nacht erfroren. 

Als Papst Franziskus davon erfuhr, widmete er am nächsten Tag seine heilige Messe dem Verstorbenen und veranlasste, dass er auf dem Campo Santo Teutonico begraben wurde. Der Campo Santo Teutonico ist unmittelbar neben dem Petersplatz und seit dem frühen Mittelalter Begräbnisstätte von deutschen Pilgern, die in Rom versterben.

Den gleichen Burkhard Scheffler hatte der Leipziger Maler Michael Triegel  im Winter 2018 auf den Stufen einer Kirche in Trastevere gesehen und mit Künstlerblick erkannt, dass dieser bärtige Obdachlose als Gemälde einen guten heiligen Petrus abgeben würde. Mit dessen  Erlaubnis und einem kleinen Honorar  hat ihn Michael Triegel 2018 in einer kurzen halben Stunde skizziert ohne dass es  dabei zu einer  längeren Unterhaltung kam. Erst später wurde offenbar, dass der Poträtierte mit dem toten deutschen Obdachlosen vom Campo Santo Teutonico identisch ist. 

Nun wurde Michael Triegel  beauftragt, ein von  Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) stammendes Gemälde im Naumburger Dom, dessen Mittelteil im 16. Jahrhundert zerstört worden war, zu ergänzen. Dabei fügte er in eine heilige Szene das Porträt des Obdachlosen von Trastevere als heiligen Petrus mit roter Baseballkappe und einem Schlüssel in der Hand ein.

Da aber nun das auf diese Weise modern ergänzte Gemälde nicht in das Konzept des Naumburger Doms als Weltkulturerbe hineinpasste, und die Kirche Gefahr lief, deshalb aus der Liste des Weltkulturerbes herauszufallen, wurde eine Vereinbarung getroffen, dass das Gemälde vorerst in der Kirche des Campo Santo Teutonico, also direkt neben dem Grab von Burkhard Scheffler aufgestellt wurde, wo  jetzt Touristen aus aller Welt Zugang haben.

Erst im Nachhinein wurde jetzt offenbar, dass der von Triegel  porträtierte Obdachlose identisch ist mit dem  Petrus  auf dem Altargemälde, der auf dem Campo Santo beerdigt wurde.  

So ist Burkhard Scheffler auf Grund mehrerer Zufälle (oder auch Fügungen ? ) ohne eigenes Zutun zu ungewolltem Nachruhm gekommen.

Burkhard Scheffler wurde nur 61 Jahre alt, war ledig und von Beruf Ingenieur. Er stammte aus dem Ruhrgebiet und lebte seit Jahren als Obdachloser in Rom.

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Buchbeschreibung:
1945 wird als Stunde Null betrachtet.
Für Deutschland war dies ein Neubeginn und für alle in diesem Jahr Geborenen ebenfalls. Der Autor blickt auf seine Jugend zurück und setzt sich ein lebendiges Mosaik aus persönlichem Erleben, Berichten von Zeitzeugen, Briefen, Anekdoten und Zeitdokumenten zusammen. Dabei geht der Autor auch auf die historischen Zusammenhänge ein und möchte damit zu einem weiteren Dialog über diese Zeit mit den jüngeren Generationen beitragen

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