DER GEIST GOTTES

Geschrieben am 30.05.2020
von Joachim Heisel


Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis. In ihm hat alles Bestand (Weish 1,7)

 

Im ersten Buch der Bibel, der Genesis, heißt es: „Die Erde aber war wüst und leer. Finsternis lag über der Urflut, Gottes Geist schwebte über den Wassern. Gott sprach: Es werde Licht“- und hier sollten wir eigentlich aus dem Oratorium „die Schöpfung“ von Joseph Haydn (1732-1809) den machtvollen Klang des Chores hören, der strahlend und triumphal den Satz: „Und es ward Licht“ hinausruft. (vgl Gn 1, 1-4; abrufbar über You tube „die Schöpfung“). Nach der Bibel verdanken Welt und Mensch ihr Entstehen nicht bloßer Evolution sondern vor allem dem Geiste Gottes, der alles erhellt und ordnet.

Durch das Licht verliert das Chaos sein unheimliches Wesen, wird Orientierung möglich und kann Ordnung einkehren nicht nur in den materiell greifbaren Dingen sondern auch im geistigen Ordnungsgefüge der Welt. Licht ist im Alten Testament und in allen Literaturen des Alten Orients immer auch Chiffre für das Schöne und das Gute, für die sittliche Ordnung und für ein Leben der Gemeinschaft mit Gott. Erst wenn durch das Licht die Finsternis geschwunden und die Welt hell geworden ist, werden in ihr die Spuren Gottes wahrnehmbar und erschließt sich die Erde und das All als sinnvolles Ganzes. „Und Gott sah, dass das Licht gut war“, heißt es weiter in Genesis 1,4. Im Anfang war das Gute, das allem Geschaffenen von Gott her einen Sinn eingeprägt hat und von Gott als sinnvoll und in sich gut angenommen wurde. Das gilt nicht nur für den materiellen sondern auch für den geistigen  Bereich und der Sinngebung der ganzen menschlichen Existenz (vgl. Die neue Echterbibel, Kommentar zur Genesis J. Scharbert)

Jenseits unserer Corona-Angst gibt es das Licht von Gott her, das alles hell macht. Der Geist Gottes, der alles erhellt und ordnet,  hat die Welt geschaffen und wirkt in aller Natur trotz ihrer Gebrechlichkeit und Gefährdung durch sein machtvolles Wort, und der Geist Gottes möchte auch in unserem Leben wirken.

Es ist der gleiche Heilige Geist, der an Pfingsten über die Apostel wie ein Sturm hereinbrach. In der Apostelgeschichte heißt es: Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und das ganze Haus erfüllte, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab (Apg 2,1-3).

Gott offenbart sich durch Christus als Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist, die untereinander in Liebe verbunden sind. Der Heilige Geist ist das einigende Band, das  Herz dieser Beziehung. Er ist auch gegenwärtig, wenn Menschen sich in Liebe begegnen.

Die Kirche hat in ihrer Tradition dieses Pfingsten als ihren Gründungstag angesehen, den sie im Kirchenjahr feiert. Sie bezieht sich dabei auf ein Wort Jesu aus dem Johannesevangelium (14,16): „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Er ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt“.

Dieses Wort Christi kann uns, wenn wir christgläubig sind, froh machen, denn es birgt die Verheißung, dass wir in dieser oft so verwirrten und verwirrenden Welt nicht allein sein müssen. Es sollte uns aber auch ein Stück weit nachdenklich machen, wenn es in der Kirche um allzu forsche Anpassung an den Geist dieser Welt, an den jeweiligen Zeitgeist geht.

Was bringt uns dieser Heilige Geist für unser Leben? Der Apostel Paulus sagt es uns: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5,22)“.

Der Heilige Geist wirkt auch im Leben des einzelnen Menschen und führt ihn über seine bloß biologische Sphäre hinaus in die Sphäre Gottes und sogar der Ewigkeit. Wir können uns im Glauben auf ihn einlassen.

Die Kirche betet und singt seit Jahrhunderten den Hymnus zum Heiligen Geist:

Komm Schöpfergeist

Komm, Schöpfer, Geist, kehr bei uns ein,
Besuch das Herz der Kinder Dein!
Erfüll’ uns all mir Deiner Gnad’,
Die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt,
Vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
Du Lebensstrom, Licht, Lieb’ und Glut,
Der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,
O Finger Gottes, der uns führt.
Geschenk vom Vater zugesagt,
Du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht,
Gieß Lieb’ ins Herz, die ihm gebricht.
Stärk’ unsres Leibs Gebrechlichkeit
Mit deiner Kraft zu jeder Zeit!

Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
In deinem Frieden uns erhalt;
Dass wir geführt von deinem Licht,
In Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib dass durch dich den Vater wir
Und auch den Sohn erkennen hier,
Und dass als Geist von beiden Dich
Wir allzeit glauben festiglich.

Lob sei dem Vater auf dem Thron
Und Seinem auferstandenen Sohn,
Dem Heiligen Geist auch allezeit,
Von nun an bis in Ewigkeit.
Amen.


Pfingsthymnus des heiligen Rhabanus Maurus (780-856)

Abrufbar als Lied in You tube

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