Wird uns das zur großen Freiheit führen, wenn jeder leben kann wie es ihm beliebt? Freiheit gibt noch keinen Sinn. Es ist die Frage: Wie geht es uns, wenn Frauen jederzeit abtreiben dürfen und jeder sein Leben beenden kann, wann er will und die Ehe eine beliebige Institution wird?
Zunächst einmal verabschieden wir uns damit aus einer langen Tradition, die bis über unseren abendländischen Kulturkreis hinausreicht.
Wer irgendwo ganz frei steht, kann hinlaufen, wohin er will. Aber das allein macht noch keinen Sinn. Er muss auch wissen, wo er ein Ziel haben kann. Deshalb laufen Wüstenwanderer oft im Kreis. Oder folgen einer Fata Morgana. Auch stößt die eigene Freiheit an das Recht des anderen z. B. das Recht einer nachfolgenden Generation, die nach uns geboren werden möchte.
Freiheit schafft nicht unbedingt Humanität. Die Französische Revolution, die für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit stand, betrachtete es als Fortschritt und Errungenschaft, dass ihre Gegner auf humane Weise hingerichtet wurden – mit der Guillotine. Sie starben einen Sekundentod. Der Scharfrichter von Paris begüßte diese Methode, weil sie präziser und damit menschicher war als die Hinrichtung mit dem Schwert. Erfunden hatte sie der französische Arzt Joseph-Ignace Guillotin.
Wer mit der Freiheit der Französischen Revolution nicht einverstanden war, landete auf der Guillotine.
Freiheit braucht ein Ziel, das dem tiefsten Wesen des Menschen entspricht. Nicht nur Christen glauben, dass Lebenssinn und damit Lebensglück nicht aus gesellschaftlichem Konsens hergestellt werden kann, sondern aus der Wahrheit über den Menschen als Geschöpf Gottes kommen muss.
Im Alten Testament heißt es im Buch Deuteronomium Kapitel 30:
Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, höre auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben.
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