TOTENMONAT

Geschrieben am 18.11.2020
von Joachim Heisel


Im November feiern wir eine Vielzahl von Gedenktagen. Da sind zunächst Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2. November, an denen wir das christliche Andenken an unsere verstorbenen Angehörigen mit Gottesdiensten, Gebeten und  Besuchen auf den Friedhöfen begehen. Gleichzeitig erinnert uns die Kirche daran, dass wir weiter in Gemeinschaft mit unseren Verstorbenen stehen und in unseren Gebeten  mit ihnen in Verbindung treten können.

Am Sonntag, dem 15. November war Volkstrauertag. Er ist dem Gedenken der Opfer beider Weltkriege sowie des Nationalsozialismus und der Gewaltherrschaft gewidmet. Dieser staatliche Feiertag besteht seit 1919 ursprünglich als Gedenken an die Opfer des 1. Weltkriegs.

In seiner bemerkenswerten Rede vor dem deutschen Bundestag hat der britische Thronfolger Prinz Charles den englischen Rabbiner Lord Sacks zitiert. der sagte, er glaube, dass Versöhnung das Vergangene rückwirkend tilgen könne. Wenn dies jemand sagt, dessen Volk  auf grausamste Weise Opfer wurde, können wir uns davor nur verneigen.

Die evangelischen Christen begehen heute den Buß- und Bettag. Er soll an die Notwendigkeit zu Gebet und Buße erinnern nach dem Wort Christi: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).

Am Sonntag, dem 22. November, folgt der Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag genannt. Er wurde   von König Friedrich Wilhelm von Preußen 1816 als staatlicher Feiertag eingeführt. Neben dem Gedächtnis an die Gefallenen der Befreiungskriege (1813-1815) soll er nach christlichem Verständnis an die sogenannten Letzten Dinge, an ein Leben nach dem Tod und ein Endgericht erinnern.

An diesem letzten Sonntag im Kirchenjahr feiert die katholische Kirche das Hochfest von Christus, König der Welt, das vor allem in der Zeit der Nazi-Herrschaft einen Affront gegen den Totalitätsanspruch des Regimes darstellte.

Auf Grund dieser vielen Tage mit Totengedenken wird der November auch als Totenmonat bezeichnet. Auch die Natur stimmt uns auf Gedanken an Tod und Vergehen ein. Dazu passen das Absterben in  der Natur und die unwirtlichen Temperaturen mit oft grauem wolkenverhangenem Himmel und beginnender Winterkälte. Gleichzeitig sollen wir daran erinnert werden, dass nach christlichen Glauben der Tod nicht das Ende unserer Existenz ist.

Junge Menschen machen sich in der Regel wenig  Gedanken über den Tod und das, was danach kommt. Doch früher oder später muss jeder Mensch sich dieser Frage stellen.

Nachdem er im Alter von etwa vierzig Jahren vom Tod als „jenem unproblematischen Ende der menschlichen Einzelexistenz“ gesprochen hatte, meinte der Schweizer Psychoanalytiker C.G. Jung (1875-1961)  im späten Alter, dass der Mensch einen "Mythos vom Tod" haben müsse, um nicht bloß in eine dunkle Grube zu schauen . Dies führte ihn zu einer Ahnung von Unsterblichkeit, denn sonst, so meinte er, wäre der Anblick des Alters schier unerträglich (vgl.ETG S. 308).

Wir kommen hier in einen Bereich, wo eigenes Wissen und eigener Verstand nicht hineinreichen. Wir sind auf Treu und Glauben angewiesen, wenn wir eine Antwort haben wollen.

Hier steht Jesus, der im Johannesevangelium (11,25)  zu Marta, der Schwester des Lazarus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ Marta sagte zu ihm: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

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