AM FLUSS

Geschrieben am 02.06.2021
von Joachim Heisel


Ein warmer Frühlingsabend an der Isar. Junge Leute haben auf den Ufersteinen ein Feuer angezündet und braten einige Würste. Ich bleibe stehen und frage scherzhaft: Wie teuer sind die Würste? Eine junge Frau lacht mich an und sagt: Die sind unbezahlbar! Wir lachen zusammen und unterhalten uns noch über den schönen Abend hier am Fluss.

Selbst wenn ich ihnen viel Geld geboten hätte, hätten sie mir die Wurst nicht verkauft, eher mir eine geschenkt, wenn sie eine übrig gehabt hätten. So ist es mit Dingen, die eigentlich von geringem Wert sind, aber durch die Situation und die Umstände wertvoll werden. In dem Fall hatten die jungen Leute den Event vielleicht schon länger geplant. Sie hatten sich verabredet und jeder hat seinen Teil beigetragen. Das tut man nur, wenn man miteinander Freund ist. Insofern war die Wurst wie der ganze Event ein Ausdruck ihrer Freundschaft. Die Dinge an sich sind oft belanglos, wenn sie sich aber mit Menschen und besonderen Umständen verbinden, gewinnen sie einen anderen Wert. Das ist echt menschlich und unterscheidet uns von den anderen Kreaturen.

Auch in Zeiten der Not oder des Mangels bekommen die Dinge einen anderen Wert. Wenn Corona in uns etwas Positives bewirken kann, dann wäre es die Rückkehr zu den kleinen Dingen des Alltags, zu dem, was möglich ist. Statt darüber zu jammern, dass wir den gewohnten Sonnenurlaub nicht machen können, geht es vielleicht darum, ein Ziel in der näheren Umgebung neu zu entdecken. Mit einem Mal wird eine Lichtung im nahen Wald, in die das Licht der Sonne fällt, der Blick vom Ufer eines Flusses oder auf ein Städtchen, an dem wir bisher achtlos auf der Autobahn vorbeigefahren sind, zur Entdeckung neuer Eindrücke und Erlebnisse.

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