ERSCHÖPFUNG

Geschrieben am 08.09.2021
von Joachim Heisel


Im Juni 2017 hat Papst Franziskus im Anschluss an seine Enzyklika "Laudato si" ein Dikasterium (Gremium ) ins Leben gerufen, das sich der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen widmen soll. Die ökologische und die Krise des Klimas sind demnach nicht zu trennen von den Problemen des weltweiten Zusammenlebens der Menschen und der rechten Verteilung der Güter. In einem Interview sagte Mons. Bruno-Marie Duffé, der Sekretär dieses Dikasteriums:

„Eine der Herausforderungen besteht  darin, die Grenzen und den Rhythmus des Lebens neu zu lernen. Wir befinden uns in einem hektischen Rhythmus. Die Bewegung von Aktivität, Information, Kommunikation und Austausch ist endlos. Wir müssen an die Grenze denken, sonst sind wir erschöpft. Wir leben in einer Zeit der Erschöpfung. Wie können wir von der Erschöpfung zu einem neuen Vertrauen in uns selbst, zu einem neuen Vertrauen in den Austausch gelangen? Das ist die Kernfrage.“ 

Tatsächlich scheint sich unser Lebensrhythmus immer mehr zu überschlagen. Was gestern noch gültig war, gilt heute bereits  als veraltet. Information soll noch schneller werden. Als fast  wichtigstes Staatsziel – auch im Wahlkampf - erscheint neben dem Klimaschutz Digitalisierung, noch schnellere Kommunikation. Aber wo ist die Grenze, die die menschliche  Natur uns setzt?

Durch unsere „hektische“ Lebensweise mit immer mehr Wachstum und Konsum haben wir die Ressourcen der Natur zur Erschöpfung gebracht. Uns droht eine Erschöpfung des Planeten durch Ausbeutung, Klimaverfall oder nicht beherrschbare Konflikte und in deren Folge Migrationselend.

Wir müssen zurückkehren zum Gedanken der Schöpfung, die uns anvertraut ist.

In seiner Enzyklika „Laudato si“ zitiert  Papst Franziskus aus dem Sonnengesang  des heiligen Franziskus: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“ Und weiter zitiert er Papst Benedikt XVI. aus seiner Rede vor dem deutschen Bundestag am 22.September 2011, wo der Papst in Erinnerung ruft, dass  "der Mensch ...nicht nur sich selbst machende Freiheit (ist). Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur". Und Papst Franziskus fährt fort mit einem Zitat aus einer früheren Rede von Papst Benedikt, der davon spricht, dass die Schöpfung geschädigt wird, "wo wir selbst die letzten Instanzen sind, wo das Ganze uns einfach gehört  und wir es für uns gebrauchen. Und der Verbrauch der Schöpfung setzt dort ein, wo wir keine Instanz mehr über uns haben, sondern nur noch uns selber wollen".

Und weiter Papst Franziskus:  „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen2,7). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“

Neben der Erschöpfung der Natur droht uns  die Erschöpfung und Aushöhlung der eigenen menschlichen  Natur. Unser „hektischer (Lebens-) Rhythmus“ zieht uns in eine Lebensweise, die nach dauerndem Zuwachs an materiellen Gütern und Konsum aber auch ständigem Wechsel  in den menschlichen Beziehungen verlangt.

Auch wenn heute so unendlich viel mehr Wissen über den Menschen existiert als vor hundert oder zweihundert Jahren und die Möglichkeiten der Lebensgestaltung auch auf Grund der ungeahnten Steigerung der Lebenserwartung – zumindest derzeit bei uns - ins Unermessliche gestiegen sind, bleibt die Natur des Menschen unverändert und auch in gewisser Weise begrenzt.

Es wäre deshalb ein Irrtum, auf Grund der veränderten Lebensbedingungen etwa zu dem Schluss zu kommen, dass Ehe und Familie überholte Institutionen und nicht mehr schützenswert sind.

Und wer die Familie der Ökonomie unterordnet, gefährdet sie auf die Dauer. Das wird auch ökonomische Folgen haben.

Eine Gesellschaft, die aufhört, Ehe und Familie als wichtiges Gut zu schützen, legt die Axt an der Wurzel an. 

So leben heute schon  zwanzig Prozent der Kinder in Deutschland bei nur einem Elternteil.

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