FRIEDE DEN MENSCHEN GUTEN WILLENS

Geschrieben am 24.12.2021
von Joachim Heisel


Die Abtei Dormitio ist ein Kloster in Jerusalem, das von deutschen Benediktinern aus Beuron im Jahre 1906 gegründet wurde. Seit Jahren  pilgern die dortigen Benediktiner  in der Heiligen Nacht  nach Bethlehem, wo nach der Tradition die Krippe Jesu stand. Dabei tragen sie eine Schriftrolle mit sich, die mit Fürbitten aus aller Welt beschrieben sind. Sie ahmen die Hirten nach, die auf Geheiß eines Engels mitten in der Nacht von ihren Herden weg über die Wiesen und Felder zur Krippe Jesu gingen.

Denn so heißt es beim Evangelisten Lukas: In jener Gegend hielten Hirten auf freiem Feld Nachtwache bei ihrer Herde. Und siehe, da trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie. Und sie fürchteten sich sehr. Der Engel aber sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Seht, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll: Heute ist in der Stadt Davids der Heiland geboren, Christus der Herr. Und dies soll euch zum Zeichen sein: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt.“

Und alsbald war bei dem Engel eine große himmlische Heerschar, die Gott lobte und sang:

Ehre sei Gott in der Höhe

Und Frieden den Menschen auf Erden, die guten Willens sind (vgl. Lk 2,8-12).

Bethlehem ist heute nicht unbedingt ein Ort des Friedens. Nach der Geburt Jesu war Bethlehem der Ort eines  grausamen Kindermords. Jetzt finden sich dort hohe Mauern, Stacheldraht und Wachtürme als traurige Zeugen einer zerrissenen Welt.

Das lässt mich an die Weihnachtskrippe in meiner Heimatpfarrei Trier-Heiligkreuz in den 1950er Jahren denken. Der Krippenkünstler hatte als Ort der Geburt Christi die Ruine unserer Heiligkreuz-Kapelle modelliert. Sie war in Form eines  griechischen Oktogons im 10. Jahrhundert erbaut worden. Ursprünglich war dort eine Kreuzreliquie aufgehoben worden. Zwei Arme des Oktogons waren  bei einem Bombenangriff 1944 zerstört worden. In den modellierten Resten der Kapelle stand die Krippe mit dem Jesuskind und Maria und Josef und den Hirten mit ihrer Herde. So konnten sich die Menschen von damals so kurz nach dem Weltkrieg in dieser Krippendarstellung wiederfinden.

Wer auch immer sich der Krippe dieses Kindes nähert, kann die Botschaft der Engel vernehmen: Frieden auf Erden den Menschen guten Willens.

Weihnachten ist eine Botschaft des Friedens. Wenn Frieden in den Herzen von Menschen mit guten Willens wohnt, kann Friede in der Welt einkehren. Solange es nicht genug Menschen guten Willens mit Frieden im Herzen gibt, wird es weiter Orte des Unfriedens  geben, nicht nur in Bethlehem, Ukraine, Äthiopien, Mali ,Jemen,Syrien, Afghanistan und Myanmar sondern auch in unseren Familien, unseren Büros und Fabriken, auf unseren Strassen und Plätzen…

Meister Eckart, ein Mystiker des 13. Jahrhunderts, sagt über Bethlehem und die Geburt Jesu:

Willst du diese Geburt finden,

musst du an den Anfang zurückkehren,

in den Urgrund, von dem du ausgegangen

bist.

Gedächtnis, Verstand und Willen musst du

lassen,

und alles worin du dich selber suchst.

Dann wirst du diese Geburt finden,

sonst aber wahrlich nicht.

Was Meister Eckart in seinem kühnen mystischen Höhenflug ausdrücken will, bedeutet, dass jeder Mensch letztlich in Gott seinen Ursprung hat. Gott ist die Liebe und aus Liebe hat er die Menschen geschaffen. Das ist ihr Ursprung und dahin müssen sie wieder zurückkehren, damit Friede wird.

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Allen Freundinnen und Freunden meines Blogs wünsche ich ein  frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr!