ENTTÄUSCHUNG

Geschrieben am 21.05.2022
von Joachim Heisel


„Du warst die größte Enttäuschung meines Lebens“, sagte der Vater eines Patienten zu seinem Sohn auf dem Sterbebett. Dieser negative Satz und die abwertende Haltung seines Vaters ihm gegenüber während seiner ganzen Jugendzeit hatte ihn all die Jahre begleitet und viel Unheil in seinem Leben angerichtet. Erst die Begleitung einer guten Frau und viele Gespräche bewirkten, dass der Mann über diese Sätze hinwegkam. Der Durchbruch kam erst, als er im Rahmen einer religiösen Bekehrung seinem Vater sogar verzeihen konnte.

 
Die sogenannten Primärbeziehungen, in die wir hineingeboren werden wie die Beziehungen zu Eltern und Geschwistern, prägen uns fürs Leben mit ihren positiven aber auch negativen Auswirkungen. Oft ist es wichtig, dass wir sie erkennen. Aber fast noch wichtiger ist, dass wir versuchen, das Geschehene zu verstehen. Oft werden wir dabei erkennen, dass vieles davon in der Geschichte einer Familie und ihrer Herkunft begründet ist. Und indem wir verstehen, können wir auch leichter vergeben. 


Eine Freundin von mir, die viele Menschen beraten hat und selbst viel Entäuschung im Leben erfahren hatte, sagte mir kürzlich: „Wer verzeihen kann, hilft sich selbst am meisten. Er befreit sich von der Last seiner negativen Gedanken über den anderen oder die andere. Er kann wieder frei atmen.“

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