FLASCHEN LEER

Geschrieben am 28.05.2022
von Joachim Heisel


Wir alle haben noch in Erinnerung wie Giuseppe Trapattoni in seiner legendären Pressekonferenz von 1998 seinem Frust als Trainer des FC Bayern nach einem desolaten Spiel gegen Schalke 04 freien Lauf ließ und die Spieler als „Flasche leer“ beschimpfte und sich am Schluss mit „ich habe fertig“ verabschiedete. Dieses berühmte  Interview ist im Internet bis auf den heutigen Tag millionenfach abgerufen worden und  mittlerweile Bestandteil unserer Medienkultur.

Nun geht wieder eine unheilvolle Botschaft von „Flasche leer“ durch die Presse. Der Deutsche Brauerbund meldet einen Mangel an leeren Bierflaschen und fordert alle Bierliebhaber dringend auf, Vorratskammern und Keller nach leeren Bierflaschen zu durchstöbern und diese unverzüglich abzugeben, denn: Ohne Flaschen gibt es auch kein Bier, selbst wenn davon reichlich vorhanden ist. Schuld an der Misere seien stark gestiegene Energiepreise und ein drohendes Gasembargo sowie ein sommerlicher Anstieg des Bierkonsums. So schlimme Kollateralschäden kann also ein Krieg für uns haben! Ich kann da nur raten, nach einem sonnigen Maisonntag oder "Vatertag"
im Englischen Garten in München abends die reichlich umherliegenden leeren Bierflaschen einzusammeln. 

Ganz besonders schlimm trifft es da mal wieder Bayern, wo doch Bier zu den Grundnahrungsmitteln gehört. Das wurde selbst im Vatikan allgemeines Wissensgut im Rahmen der Heiligsprechung des heiligen Konrad von Parzham (1818-1894), des Pförtners des Kapuzinerklosters in Altötting. Bei der für die Heiligsprechung im Jahre 1934 üblichen Überprüfung seiner Biografie wurde ein vermeintlicher Fehler festgestellt. Eine Mutter hatte protestiert, weil Bruder Konrad ihrer Tochter mehrere Halbe Bier gegeben habe, worauf diese im Unterricht eingeschlafen sei. Der Bischof von Passau erklärte daraufhin, dass ein bayerisches Madel von ein paar Halben keinen Rausch bekäme. Somit wies die Heiligsprechungskommission des Vatikan diesen Einwand als unbegründet zurück.

Bruder Konrad war jahrzehntelang Pförtner im Kapuzinerkloster von Altötting, wo er bis zu 300.000 Pilger im Jahr betreute. Durch sein gütiges Wesen, seinen Diensteifer und seine Hilfsbereitschaft sowie sein inniges Gebetsleben wurde er weit über Bayern hinaus verehrt und starb im Ruf der Heiligkeit.

Über sein Leben sagte Bruder Konrad im Jahre 1872:

Sie wollen wissen, wie ich es mache... Meine Lebensweise besteht nun meistens darin: Lieben und Leiden im Staunen und Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe zu uns armen Geschöpfen. In dieser Liebe meines Gottes komme ich an kein Ende. Da hindert nichts. Da bin ich immer mit meinem lieben Gott auf das innigste vereinigt. Auch bei meinen vielen Geschäften bin ich oft umso inniger mit ihm vereinigt.
 
Und die Mittel, die ich gebrauche, mich in der Demut und Sanftmut zu üben, ist kein anderes als das Kreuz. Dieses ist mein Buch. Nur ein Blick auf ein Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich zu verhalten habe.

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