DAMIT ALLE EINS SIND

Geschrieben am 22.01.2022
von Joachim Heisel


In seinem Abschiedsgebet vor seinem Leiden betete Jesus vor seinen Jüngern:

Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in Dir bin, sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast (Joh 17,21).

Dieses Gebet Christi war Anlass, dass sich viele Christen nach Jahrhunderten der Spaltung aus verschiedenen Konfessionen auf die Suche nach dieser Einheit machten. Seit 1909 gibt es deshalb die jährliche internationale Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar jeden Jahres. Sie wurde von dem Amerikaner Paul Francis Wattson (1863-1940) ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. (1854-1922) mit einem Apostolischen Schreiben für die ganze katholische Kirche empfohlen.

In der Gebetswoche finden zahlreiche Gottesdienste mit Gebeten für die Einheit der Christenheit (jetzt coronabedingt reduziert) statt.

In unseren Tagen war es vor allem Frère Roger Schutz (1915-2005), der den Gedanken der Ökumene mit Leben erfüllt hat. Er wurde als Sohn eines protestantischen Pfarrers in der französischen Schweiz geboren. Nach einer areligiösen Phase in der Jugend fand er zum christlichen Glauben zurück und studierte Theologie. Im Jahr 1940 während der deutschen Besatzung gründete er in Frankreich in dem verlassenen Dorf Taizé nahe dem alten Kloster Cluny in Burgund eine ökumenische Gemeinschaft des Gebets und der Nächstenliebe, die im Geiste der Versöhnung Schritte zur Einheit der Christenheit vorzeichnen möchte. Im Jahr 1942 musste Frère Roger Frankreich verlassen, weil er jüdische Flüchtlinge in seinem Kloster versteckt hatte und verraten wurde, konnte aber 1944 wieder zurückkehren.

Heute zählt die Gemeinschaft 100 Brüder aus vielen Ländern. Viele Millionen von Jugendlichen haben Taizé als Ort des Gebetes und der Versöhnung besucht und besuchen Taizé weiterhin.

Frère Roger nahm auf Einladung Papst Johannes XXIII. als Beobachter am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.

Der Heilige Rock, das Gewand Christi, war immer schon ein Symbol für die Einheit der Christenheit. Im .Johannesevangelium (19,23ff) wird geschildert wie Soldaten vor seiner Hinrichtung am Kreuz die Kleider Jesu unter sich verteilen. Als sie jedoch sahen, dass sein Leibrock ohne Naht war, wollten sie ihn nicht zerteilen und warfen das Los darüber.

In der Heilig-Rock-Kapelle des Trierer Domes, wo nach einer antiken Überlieferung der Leibrock Christi aufbewahrt wird, findet sich ein schönes Gebet für die Einheit der Christen.

Es lautet: Jesus Christus, Heiland und Erlöser, erbarme dich über uns und über die ganze Welt. Gedenke deiner Christenheit und führe zusammen, was getrennt ist.

Im Dekret des 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965) über den Ökumenismus heißt es in der Einleitung:

Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils. Denn Christus der Herr hat eine einige und einzige Kirche gegründet, und doch erheben mehrere christliche Gemeinschaften vor den Menschen den Anspruch, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen; sie alle bekennen sich als Jünger des Herrn, aber sie weichen in ihrem Denken voneinander ab und gehen verschiedene Wege, als ob Christus selber geteilt wäre. Eine solche Spaltung widerspricht aber ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen.

Der Herr der Geschichte aber, der seinen Gnadenplan mit uns Sündern in Weisheit und Langmut verfolgt, hat in jüngster Zeit begonnen, über die gespaltene Christenheit ernste Reue und Sehnsucht nach Einheit reichlicher auszugießen. Von dieser Gnade sind heute überall sehr viele Menschen ergriffen, und auch unter unsern getrennten Brüdern ist unter der Einwirkung der Gnade des Heiligen Geistes eine sich von Tag zu Tag ausbreitende Bewegung zur Wiederherstellung der Einheit aller Christen entstanden. Diese Einheitsbewegung, die man als ökumenische Bewegung bezeichnet, wird von Menschen getragen, die den dreieinigen Gott anrufen und Jesus als Herrn und Erlöser bekennen, und zwar nicht nur einzeln für sich, sondern auch in ihren Gemeinschaften, in denen sie die frohe Botschaft vernommen haben und die sie ihre Kirche und Gottes Kirche nennen. Fast alle streben, wenn auch auf verschiedene Weise, zu einer einen, sichtbaren Kirche Gottes hin, die in Wahrheit allumfassend und zur ganzen Welt gesandt ist, damit sich die Welt zum Evangelium bekehre und so ihr Heil finde zur Ehre Gottes.

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