DREIKÖNIGSTAG IN ETTAL

Geschrieben am 11.01.2020
von Joachim Heisel

Ein wunderschöner winterlicher Sonnentag in den Ammergauer Bergen. Eben hatten wir die Heiligen Drei Könige im Haus zu Gast. Sie haben an der Krippe Lieder  gesungen und ihr Weihrauchfass reichlich geschwenkt. Wir haben den Rauchmelder ausgeschaltet, damit nicht die örtliche Feuerwehr von gegenüber  anrückt. Dann haben sie nach altem Brauch über die Haustür mit Kreide geschrieben: C-M-B 2020: Christus- mansionem- benedicat (Christus segne dieses Haus).

Ich gehe  über die mit Reif und Schnee bedeckten sattgrünem Wiesen. Bei jedem Schritt knirscht es unter meinen Sohlen, das Estergebirge mit Krottenkopf und Bischof schneebekrönt. Das Kloster liegt jetzt im hellen Licht der Morgensonne. Als Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1330 nach seiner Krönung in Rom nach beschwerlichem Zug über die Alpen durch das Ammertal kam, beschloss er, hier ein Kloster zu gründen. Die Stifterin sollte nach seinem Willen Maria selber sein. Dazu hatte er ein Gnadenbild der Muttergottes aus Pisa mitgebracht. Seitdem wird dieses Gnadenbild als Muttergottes Stifterin von Kloster Ettal verehrt. Die Zeiten waren nicht einfach. Es gab zeitweilig zwei Päpste, einen in Rom und einen im Exil  in Avignon,  über den die französischen Könige bestimmten. Im Reich musste Ludwig seine Herrschaft erst gegen Widerstände durchsetzen und der Papst in Rom hatte ihn nicht anerkannt.

Er sah wohl auch, dass der sonnigste Fleck in diesem damals unwirtlichen Tal die Stelle war, wo jetzt das Kloster steht. Dort setzte er  auch den ersten Spatenstich an zur Freude ganzer Generationen von Mönchen. Seit fast sieben Jahrhunderten beten sie nun schon hier im Tal durch alle guten und schlechten Zeiten hindurch. Seitdem besuchen unzählige Menschen die Kirche und das Kloster. Im Vorraum der Kirche unterhalten sie ein Meer von Kerzen, die sich für die Anliegen der Pilger verzehren. Es gab nur eine Unterbrechung des Klosterlebens, die allerdings fast hundert Jahre gedauert hat. Im Jahr 1803 wurde bei der Säkularisation das Kloster aufgelöst und die Mönche mussten das Kloster verlassen. Erst im Jahr 1900 konnten sie vom Kloster Scheyern aus wieder zurückkehren.

Ich wandere weiter über die Wiesen. Von Sylvester sind noch ein paar abgebrannte Feuerwerkskörper übrig geblieben. Das Kreuz auf der Kuppel leuchtet jetzt golden. Ich denke hundert Jahre weiter. Ich wünschte mir, dass auch dann noch  morgens die Sonne hinter dem Krottenkopf hervorkommt und das Kreuz zum Leuchten bringt und dass es noch Menschen gibt, die hier beten. Fast möchte ich darauf wetten…