VORSEHUNG

Geschrieben am 29.08.2020
von Joachim Heisel


Immerfort  empfange ich mich aus deiner Hand.

So ist es, und so soll es sein.

Das ist meine Wahrheit und meine Freude.

Immerfort blickt dein Auge mich an,

und ich lebe aus deinem Blick,

du, mein Schöpfer und mein Heil.

Lehre mich in der Stille deiner Gegenwart,

das Geheimnis zu verstehen, dass ich bin.

Und dass ich bin durch dich und vor dir und für dich. Amen

Dieses Gebet von Romano Guardini (1885 – 1968) kann uns gut in dieser Sommerzeit begleiten. Es drückt aus, wozu wir in dieser Zeit besonders  aufgerufen sind: In der Gegenwart Gottes zu leben und uns darauf zu besinnen, dass wir seine Geschöpfe sind. Nur so werden wir das Geheimnis unserer Existenz verstehen.

Es ist eine gute Abhängigkeit, wenn wir unser Leben jeden Tag neu aus den Händen Gottes empfangen. Wir sind von vielen Dingen abhängig, die wir nicht mögen. Aber diese Abhängigkeit ist gut, denn sie ist gleichzeitig Geborgenheit.

„Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet , das heute auf dem Feld steht  und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen“, sagt Jesus zu seinen Jüngern (Mt 6,29-30) und fordert sie auf, sich nicht dauernd Sorgen zu machen: Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen ? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Um all das sorgen sich die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. (Mt 6,31-32)

Das heißt nicht, dass wir bloß in den Tag hinein leben sollen. Natürlich müssen wir die Fähigkeiten nutzen, die Gott uns gegeben hat, um in dieser Welt zu überleben. Aber wir sollen uns auch des Lebens freuen und die Natur als Gleichnis für unser Leben betrachten. Wie Gott für die Natur sorgt, so sorgt er auch für uns, denn wir sind Teil der Natur aber vor allem seine geliebten Kinder. So sagt Jesus zu uns: „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner Plage (Mt 6,34)“.

Es wäre also falsch, wenn wir in diesen Corona-Zeiten uns auch in Ferien und Freizeit  dauernd Sorgen machen würden um das, was morgen passiert, statt auf die Vorsehung zu vertrauen.

Der heilige Apostel Paulus drückt es in seiner Predigt in Athen so aus: Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir und zitiert damit den antiken Dichter Aratus (315-240 v. Chr.). Der Mensch ist sich selber ein Rätsel, das erst seine Erklärung hat, wenn er zu Gott findet

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