DANKBAR FÜR MEIN HERZ

Geschrieben am 24.10.2020
von Joachim Heisel


Dankbar werde ich dann sein können, wenn ich die Gabe des Gebenden auch als wertvoll für mich erkenne. Wenn ich alles, was ich empfange, als selbstverständlich annehme, kann ich keine Dankbarkeit entwickeln. Dann sind das Licht, die Sonne, mein Leben, der heutige Tag nur Teil einer selbstverständlichen Welt, die einfach da ist, ohne dass ich nach ihrem Woher und Wohin frage.

Vor einiger Zeit kam ich auf einer Bergwanderung mit zwei Frauen, beide wohl zwischen 40 und 50 Jahre alt, ins Gespräch. Es war ein wunderschöner Frühlingstag mit klarer Luft und einem blauen Himmel, wie er wahrscheinlich nur in den oberbayrischen Voralpen zu sehen ist! Und eine von den beiden sagte dann zu mir, als ich am Wegrand auf der Bank saß: Ist das nicht ein wunderschöner Tag! Da ich gerade mit einem Vortrag zum Thema Dankbarkeit im Kopf beschäftigt war, sagte ich: Dafür muss man doch dankbar sein. Darauf sagte die andere Dame: „Aber kann man eigentlich dankbar sein, wenn man nicht an Gott glaubt?“ Ich suchte nach einer Antwort und dann fiel mir ein Zitat von G.K. Chesterton ein, das ich mir für den Vortrag aufgeschrieben hatte. Er sagt: „Die schlimmste Stunde für einen Atheisten ist dann gekommen, wenn er einmal wirklich dankbar sein will und er nicht weiß wem er danken soll“. Die beiden stimmten mir bei und wir unterhielten uns noch eine Zeitlang. Als sie von mir erfuhren, dass ich Arzt bin, erzählte mir die  Jüngere der beiden, dass sie vor einiger Zeit bei einer Ultraschalluntersuchung am Herzen zum ersten Mal in ihrem Leben ihr schlagendes Herz mit seinen Klappen sehen konnte - tatsächlich für jeden eine beeindruckende Sache. „Seitdem danke ich  Gott jeden Tag für mein Herz“ gestand sie.

Es gibt tatsächlich psychologische Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass religiöse Menschen mehr zu Dankbarkeit neigen als Nichtreligiöse.

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