SINNLOS

Geschrieben am 02.12.2020
von Joachim Heisel


SINNLOS

Das Wunder unserer Existenz besteht nicht bloß darin, dass wir existieren, sondern vor allem auch darin, dass wir Sinn erfahren dürfen. Wenn ich ein Kind an die Hand nehme, hat das Sinn, ohne dass ich darüber nachzudenken brauche. Da ist ein kleiner Mensch, der meines Schutzes bedarf. Wenn ich ihm diesen Schutz verweigern würde, könnte Leben nicht werden. Wir sollen in jedem Augenblick dem jeweiligen Sinn-Anruf entsprechen, der ständig an uns gerichtet wird, um unserem Leben Sinn zu geben.

Was kann uns davon abhalten, diesem Anruf zu entsprechen? Dass wir an den Sinngehalt der Welt als Ganzes nicht (mehr) glauben. Das kann zum Beispiel in einer depressiven Stimmung der Fall sein. Es ist aber auch die Haltung der Postmoderne, die davon ausgeht, dass wir in einem sinnlosen Weltgewebe hilflos zappeln und von daher auch die einzelnen Teile dieser Wirklichkeit eines Sinns entbehren. Weil das Ganze keinen Sinn hat, hat auch das Einzelne keinen Sinn. Deshalb soll ich mein Leben in Momente unterteilen, die zwar auch keinen Sinn haben, aber es mir ermöglichen, ganz in diesen Augenblick einzutauchen. So kann ich für den Moment die Sinnlosigkeit des Ganzen vergessen. Das erklärt vieles in unserem jetzigen Mentalitätszustand. Die viel propagierte Achtsamkeit ist teilweise eine solche Einübung.

Auf der Autobahn höre ich gern Radio. Es verkürzt die Zeit und hält den Geist wach. In einer Kultursendung des SWR kam eine junge Frau zu Wort, die sich den Künstlernamen „Sargnagel“ zugelegt hat und in Österreich den bekannten Ingeborg Bachmann-Preis gewonnen hat. Am Schluss der Sendung wünschte sie sich einen Song mit dem Titel „Sinnlos“, der die Sinnlosigkeit des Daseins parodierte wohl als Ausdruck ihrer eigenen Weltsicht. Wer das Wort „sinnlos“ im Internet eingibt, stößt auf eine ganze Song- und Rapperkultur junger Interpreten, die Sinnlosigkeit geradezu zelebrieren.

Entweder alles hat Sinn oder nichts hat Sinn. Wenn es Sinn macht, ein Kind an der Hand zu nehmen, muss es auch Sinn haben, einem Sterbenden die Hand zu halten. Als ich einen Freund in seinen letzten Tagen begleitet habe, saß öfter eine Frau an seinem Bett, die ihm Texte aus einem meditativen Buch vorlas. Sie war eine pensionierte Krankenschwester und gehörte zu dem ehrenamtlichen Team des Altenheims. Wir wussten nicht, ob der Freund überhaupt etwas von dem mitbekam, was wir sagten. Aber wir vertrauten darauf, dass es Sinn machte, zu ihm zu sprechen. Es ist  ja bekannt, dass der Gehörsinn bis zuletzt erhalten bleibt.

Wenn wir gläubige Menschen sind, haben wir von Gott  die Zusage, dass Welt und Leben einen Sinn haben, auch wenn wir ihn in manchen Situationen nicht erkennen können. Letzten Sinn in der Welt und ihrem Geschehen kann ich nur finden, wenn ich glauben kann, dass alles letztlich gut endet. Das setzt Vertrauen voraus. Letztes Vertrauen kann immer nur Personen gelten. Und auch letzten Sinn können nur Personen geben.

Durch den Psalmisten spricht Gott uns von seiner unverbrüchlichen Treue zu uns: Mein Sohn, meine Tochter bist Du, heute habe ich Dich gezeugt. Fordere von mir und ich gebe dir die Völker zum Erbe und zum Eigentum die Enden der Erde ( Psalm 2 Vers 7-8).

Und beim Propheten Jesaja ruft  Gott uns in der bildstarken Sprache des Propheten bei unserem Namen und spricht uns seinen Schutz zu:

Jetzt aber - so spricht der Herr, / der dich geschaffen hat, Jakob, / und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, / du gehörst mir.

Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, / wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, / keine Flamme wird dich verbrennen.

Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, / habe ich zu meiner Ehre erschaffen, / weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist / und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder / und für dein Leben ganze Völker.

(vgl. Jes 43,1,2,4)

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