CHRISTKÖNIG

Geschrieben am 21.11.2020
von Joachim Heisel


Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiert die Kirche das Fest Christkönig, das „Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs der Welt“. Es wurde im Jahr 1925 von Papst Pius XI. aus Anlass der 1600-Jahrfeier des Konzils von Nizäa eingeführt. Dieses Konzil war ein Bekenntnis zu der Glaubenswahrheit, dass Christus als Sohn Gottes wahrer Gott und wahrer Mensch ist, wesensgleich mit dem Vater.

Der programmatische Wahlspruch des Pontifikats von Pius XI. lautete: Der Friede Christi im Reich Christi. Zur Einführung des Festes schrieb er sieben Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs in der Enzyklika Quas Primas prophetisch mahnend von „Eifersüchteleien unter den Völkern, die eine friedliche Wiederversöhnung noch weitgehend behindern“ und „von einer „Zügellosigkeit der Leidenschaften und Begierden, die sich nicht selten unter der Maske der Vaterlandsliebe verbergen“. Es war derselbe Papst, der 1937  die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ verfasste, in der er den Nationalsozialismus scharf verurteilte. Darin schrieb er unter anderem: Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, …mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs waren Kaiser und Könige von ihren Thronen gestürzt worden. Das neue Fest sollte darauf verweisen, dass allein Christus der wahre König dieser Welt ist. Das Evangelium der Eucharisitiefeier des Christkönigfestes enthält die Botschaft vom Weltgericht am Ende der Zeiten. Da heißt es:„Wenn der Menschensohn in seine Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet“. - Es folgt die Schilderung des Gerichts, das diejenigen zum ewigen Leben gelangen lässt, die in ihrem Leben Barmherzigkeit geübt haben und die Hartherzigen verwirft (vgl. Mt 27, 31-46).

Im Deckengemälde der als Meisterwerk des Rokoko weltberühmten Wieskirche bei Steingaden in Oberbayern hat Johann Baptist Zimmermann (1680-1758) bei der Darstellung des Jüngsten Gerichts hinter dem Thron des Weltenrichters als Emblem ein Schwert und einen Palmzweig dargestellt als Zeichen dafür, dass dieses Gericht in Christus einen Richter findet, der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit  in Einklang bringt.

Zunächst wurde das Christkönigsfest am Dreifaltigkeitssonntag, dem ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. An diesem Tag legte während der Zeit des Nationalsozialismus die katholische deutsche Jugend bei öffentlichen Prozessionen ein mutiges Glaubensbekenntnis in offenem Widerstand gegen den totalitären Machtanspruch des Regimes und dessen Führerkult ab. Als im Gegenzug die Nationalsozialisten das Reichssportfest auf diesen Sonntag legten, wurde es auf den letzten Sonntag im Oktober verlegt. Seit dem zweiten  Vatikanischen Konzil wird das Fest in der gesamten Weltkirche am  letzten Sonntag im Kirchenjahr gefeiert.

Jesus wurde vor dem römischen Statthalter Pilatus von den Führern der Juden vor Gericht der Gotteslästerung angeklagt, weil er sich als Messiaskönig und Sohn Gottes zu erkennen gab.  Auf die Frage des Pilatus: „Bist du  ein König?“,  antwortete Jesus: „ Ja, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. (Joh 18,37)“.

Obwohl Pilatus von der Unschuld Jesu überzeugt war, ließ er ihn aus Angst und Opportunismus geißeln und später kreuzigen, nachdem die Volksmenge unter Anführung seiner Führer Jesu Hinrichtung gefordert hatte. Auf seinen Befehl flochten Soldaten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin  und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Angesicht (vgl Joh 19,1-4)

Im leidenden und mit Dornen gekrönten Jesus, der schließlich am Kreuz stirbt, hält uns Gott einen Spiegel für den Zustand der Welt und des Menschen von damals und heute vor: Es kam  der wahre König, der Sohn Gottes, aber die Welt hat ihn nicht erkannt (vgl. Joh 1,10). Im Prolog des heiligen Johannes heißt es weiter: Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1,11). Im Psalm 118, Vers 22 heißt es in prophetischer Voraussage: Er war der Eckstein, aber die Bauleute verwarfen ihn (Mt 21,42, Ps 118,22).

Nach einem Streit darüber, wer von ihnen der größte sei, rief Jesus die Jünger zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl.  Mt 20,25-28).

Beim Letzten Abendmahl setzte Jesus seine Worte in die Tat um: Er wusch tatsächlich seinen Jüngern sogar gegen ihren Willen die Füße. Er, der Messias und König, tat an seinen Jüngern einen Dienst, den sonst nur Sklaven verrichteten (vgl. Joh 13,1-20).

Unzählige Menschen sind über Jahrhunderte seinem Beispiel gefolgt und haben sich zum Diener ihrer Mitmenschen gemacht. Denken wir nur an den aufopferungsvollen Dienst in den Orden, die sich der Krankenpflege widmen oder gewidmet haben. Aber auch unzählige normale Christen haben sich in der Nachfolge Christi im stillen Dienst in Familie und Beruf für andere aufgeopfert.

Das „Regierungsprogramm“ Christi, des Königs,  findet vielfachen Widerspruch gestern und heute, und manchmal auch in unserem persönlichen Leben, denn es ist ohne Gottes Hilfe schwer möglich in den Spuren Christi zu gehen und ihm zu folgen.

Wenn wir ihm folgen, hören wir auf die Stimme der Wahrheit: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe (Joh 15,9-10).

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