SEGNEN

Geschrieben am 10.02.2021
von Joachim Heisel


Vor Jahren sagte eine schwerkranke Patientin zu mir: „Herr Doktor, sprechen Sie einen Segen über mich“. Ich war etwas perplex und konnte in diesem Augenblick ihrer Aufforderung nicht entsprechen. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr geantwortet habe, wahrscheinlich, ich sei doch kein Priester. Aber, wenn ich heute darüber nachdenke, frage ich mich, warum ich das eigentlich nicht hätte tun sollen. Wahrscheinlich hatte die Patientin gespürt, dass ich ihr als Arzt nicht mehr helfen konnte, und sie wollte mir, da sie wusste, dass ich gläubig war, eine Gelegenheit geben, dass ich doch noch etwas für sie tun könnte. Segnen – lateinisch benedicere (Gutes sagen) – heißt ja, jemandem etwas Gutes zu sagen. Da wir das von uns aus nur sehr beschränkt können, muss dieser Segen letzten Endes von Gott kommen. Eltern segnen ihre Kinder oder sie sollten es als christliche Eltern tun. Es ist sehr schön, wenn die Mutter oder der Vater die Kinder am Abend segnen. Als Eltern sind sie dazu berufen, ihre Kinder zu segnen. Wer segnet, braucht dazu gewissermaßen eine Vollmacht. Ein Atheist wird seine Kinder nicht segnen. In welchem Namen sollte er das tun? Jeder getaufte Christ besitzt diese Vollmacht, weil er teilhat am Priestertum Christi. Vielleicht hatte meine Patientin es auch so gemeint. –An Gottes Segen ist alles gelegen, lautet ein alter Spruch. Wir sollten diesen Segen auf uns und die andern um uns herab rufen, nicht nur dann, wenn unsere rein menschlichen Bemühungen an Grenzen kommen, die wir nur allzu oft bei uns und andern schmerzlich feststellen sondern als christliche Lebenshaltung

 
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