Der Sohn eines protestantischen Pfarrers und vehemente Kritiker des Christentums Friedrich Nietzsche (1844-1900) sagte „“Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte." Die Christen sprachen ihm zuviel von Kreuz und Leid. Aber es ist überhaupt nicht besonders christlich, dauernd von den negativen Seiten des Lebens zu sprechen.
Vielleicht wurde tatsächlich in der Vergangenheit zu viel Kreuz und Opfer gepredigt. Zu gegenwärtig waren früher im Alltag der Menschen Krankheit, Leid, Kriege und Tod. Die Lebenserwartung in Deutschland betrug um 1900 durchschnittlich 42 Jahre, heute etwa 80 Jahre. Aber die Corona-Pandemie zeigt uns, dass wir nicht sicher sein können, dass das so bleibt. Wer sagt uns, dass dies die letzte und schlimmste Pandemie ist, die wir erleben müssen, oder dass der Friede in Europa hält?
Aber jetzt ist Frühling, Zeit des Erwachens der Natur aus der Starre des Winters, und auch unser Körper fühlt neue Vitalität, wenn sich die Glieder in der Frühlingssonne strecken lassen. Die Menschen sind wieder lockerer und leichter im Umgang. Als ich an der Isar in der Sonne spazieren ging, traf ich auf drei junge Frauen, die sich gegenseitig Modell für ein Foto standen. Ich fragte, ob das für eine Modezeitschrift sei. Nein, das machten sie nur für sich selbst. Auf meine freche Frage, ob ich mit auf das Bild kommen dürfe, antwortete die eine lachend: Natürlich, wir haben nur auf Sie gewartet. - Wir haben zusammen herzlich gelacht und ich überließ den Dreien vergnügt das Terrain für ihre Fotos.
Jeder freudvolle Lebensvollzug ist eine Art von Gottesdienst. Die Freude an der guten Funktion des Körpers, Sport und Fitness, gute Begegnungen, Freude an gelingender Arbeit ist Gottesverehrung, denn wir verehren damit Gott als Schöpfer, wenn wir all das dankbar aus seinen Händen empfangen. Es gibt immer noch genug leidvolle Momente im Leben als dass wir auf Freude verzichten könnten. Die Erinnerung an schöne Augenblicke und Erlebnisse kann uns helfen, schwierige Phasen zu überstehen. Sie ist ein Schatz, von dem wir in schlechten Zeiten zehren können. Gerade in der Tristesse und im Frust der Coronazeiten kann uns das helfen. Und die Aussicht, irgendwann wieder einen schönen Urlaub und unbelastete Begegnungen erleben zu können, stärkt das Gemüt.
Morgen ist Ostern, das höchste Fest der Christenheit, das Fest der Freude, das Fest des Sieges über Kreuz, Leid und Tod. Christus ist am Karfreitag am Kreuz gestorben, aber am dritten Tage ist er von den Toten auferstanden.
Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um das Grab zu sehen. Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie der Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag (Mt 28,1-7).
Ostern, Fest der Auferstehung des Leibes, Fest der Freude, auch darüber dass auch unser Leib sich nach dem Tod nicht bloß in Moleküle auflöst, sondern dass er nach einer Auferstehung zur Teilhabe an der ewigen Freude mit Gott und seliger Gemeinschaft mit allen Menschen guten Willens berufen ist.
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? (Joh 11,25-26). Diese Worte sagte Jesus zu Marta von Betanien, deren Bruder Lazarus er von den Toten auferweckt hatte – und das sagt er heute auch zu uns.
Und Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll (Joh 11,27).
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Ich wünsche allen Freundinnen und Freunden meines Blogs von Singapur bis Kalifornien ein frohes und gesegnetes Osterfest!