LEBEN IM STERBEN

Geschrieben am 21.04.2021
von Joachim Heisel


Unter dem Leitwort "Leben im Sterben" findet die diesjährige ökumenische Woche für das Leben vom 17. bis 24. April statt. In immer mehr Staaten wird Sterbehilfe legalisiert. Im März wurde in Spanien aktive Sterbehilfe erlaubt. Dies ist bereits in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Kanada der Fall. In Deutschland wurde ein Gesetzentwurf vorgelegt, der vorsieht “dass die Hilfe zur Selbsttötung straffrei möglich ist". Voraussetzung dazu soll ein „dauerhafter autonom gebildeter freier Wille" sowie eine Beratung sein. Niemand solle dabei zur Mitwirkung bei einem assistierten Suizid verpflichtet werden.

Katholische Bischöfe und EKD haben davor gewarnt, dass mit diesem Schritt der Suizid zur regulären Option am Ende des Lebens werden könnte und dass daraus ein subtiler Druck entstehen könne, anderen am Ende seines Lebens nicht zur Last zu fallen.

Es ist bekannt, das in grenznahen Regionen zu den Niederlanden alte Menschen, wenn sie schwer krank werden, in deutsche Krankenhäuser gehen, um dem Druck zu entgehen, bei schwerer Krankheit zum selbst gewählten Suizid gedrängt zu werden.

Die Erfahrung mit der weitgehenden Legalisierung der Abtreibung zeigt, dass wenn einmal der Damm eingerissen ist, der Druck auf Menschen wächst, die hier Widerstand leisten. Davon können Mütter erzählen, die mit einem durch Trisomie-21 behinderten Kind einkaufen gehen. Blicke und manchmal sogar Worte besagen:“ Musste das denn sein?“, “konnte sie das denn nicht verhindern?“

Auch zur Durchführung einer Abtreibung sollte kein Arzt und keine Ärztin gedrängt werden, aber mittlerweile steht die Durchführung einer Abtreibung auf dem Ausbildungsplan von Gynäkologinnen und Gynäkologen. Wer keine Abtreibung vorgenommen hat, bekommt Schwierigkeiten mit der Anerkennung als Facharzt.

Die Erfahrungen der Palliativmedizin, insbesondere die Fortschritte in der Schmerzbekämpfung und eine gute Begleitung Sterbender zeigen, dass die meisten Patienten sich bis zuletzt gut betreut fühlen und nicht den Wunsch äußern, durch Suizid aus dem Leben zu scheiden. Mit dem Leitwort „Leben im Sterben“ als Motto für die diesjährige ökumenische „Woche für das Leben“ und mit einem Appell für den Ausbau der ambulanten und stationären Betreuung dieser Patienten haben die Kirchen das richtige Signal gesetzt und weisen mit verschiedenen Veranstaltungen darauf hin: www.woche –fuer-das-leben.de

Zu bedenken ist auch, was der seinerzeit berühmte Arzt Hufeland (1762-1836) sagte: Das Leben des Menschen  zu erhalten und es wo möglich zu verlängern, ist das höchste Ziel der Heilkunst. Jeder Arzt hat geschworen, nichts zu tun, wodurch das Leben eines Menschen verkürzt werden könnte. Ob das Leben des Menschen ein Glück oder ein Unglück sei, ob es wert habe oder nicht- das geht ihn nichts an. Und maßt er sich einmal an, diese Rücksicht mit in sein Geschäft aufzunehmen, so sind die Folgen unabsehbar. Und der Arzt wird der gefährlichste Mensch im Staat.

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