POWERNAP

Geschrieben am 15.05.2021
von Joachim Heisel


Wenn ich einmal vom Betrieb in der Klinik total gestresst war, bin ich im Sommer während der Mittagspause gegenüber in den Botanischen Garten in München gegangen und habe mich dort an einen wunderschönen Brunnen inmitten der Blumenbeete auf eine Bank gesetzt und nach spätestens zehn Minuten ging meine Ruhe in einen Mittagsschlaf, heute Powernap genannt, über. Damit habe ich unbewusst ein Wissen vorweg genommen, das uns heute Schlafforscher vermitteln: Durch Powernap erhöhen sich Konzentration, Leistungs- und Reaktionsfähigkeit für die restliche Arbeitszeit, allerdings nur wenn er nicht in einen Tiefschlaf übergeht.

Die gleichmäßig fliessende und plätschernde Melodie des Wassers hat mich in meinen Powernap  gewiegt, und ich bin auch immer noch rechtzeitig wach geworden, ein Zeichen, dass ich nicht in einen Tiefschlaf abgerutscht war.

Der Schweizer Dichter Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) hat den Sinneseindruck, der dabei entstanden ist, in seinem Gedicht „Römischer Brunnen“ schön beschrieben:

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

In seinem Sonnengesang singt der heilige Franziskus (1181-1226) das Lob des Wassers:

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie und demütig und kostbar und keusch.

In meinem Fall hat mich Schwester Wasser sanft in den Schlaf gewiegt…

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