LOB DES WASSERS

Geschrieben am 26.05.2021
von Joachim Heisel


Ich sitze auf einer Bank an der Staustufe in Detzem an der Mosel. Der Ortsname Detzem stammt noch aus römischer Zeit und bedeutete „Ad decimum lapidem“,  am zehnten Meilenstein vor Trier, damals die römische Kaiserstadt Augusta Treverorum.

Über den Rand des Wehrs läuft Wasser in immer gleichen Fliessmustern die Staumauer hinab in den Fluss. Das macht ruhig und lässt die Gedanken frei schweifen, ohne dass sie sich an einem bestimmten Gegenstand festmachen. Das lässt in mir ein Glücksgefühl aufkommen, das keinen fassbaren Grund hat. Vielleicht ist nur das wahres  Glück, wenn wir keine Ursache benennen können. Sonst würde es bedeuten, dass unser Glück bedingt ist. Es ist das Gefühl, dass dieser Moment ganz mir gehört, ohne davor und danach. Es gibt manchmal unverhofft Augenblicke, wo wir ohne Anlass wunschlos glücklich sind. Wenn es einen Himmel gibt, dann ist es die Dehnung eines solchen Moments ins Unendliche.

Neben mir eine alte Kapelle mit einer Pietà, an der Außenwand Strichmarkierungen wie hoch das Wasser der Mosel bei Hochwasser früher stand als mahnendes Zeichen, dass zu viel Wasser auch zu Bedrohung werden kann.

Im Alten Testament im Buch Daniel heißt es im einem Lob  auf die Schöpfung:

Preist den Herrn, all ihr Wasser über dem Himmel;

Preist den Herrn ihr Quellen; preist den Herrn, ihr Meere und Flüsse;

Preist den Herrn aller Regen und Tau.

(Dan 3,56-88)

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