AUCH WENN DU DORT ALLEIN STEHST

Geschrieben am 08.05.2021
von Joachim Heisel


Am morgigen Sonntag, den  9.5.21 ist der 100. Geburtstag von Sophie Scholl (1921-1943). Sie war Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München  und wurde verhaftet, als sie zusammen mit ihrem Bruder Hans am 18. Februar 1943 Flugblätter in der Halle der Ludwig-Maximilians-Universität in München auslegte. Darin riefen sie zum Widerstand gegen Krieg und Nazi-Herrschaft auf. Am 22. Februar wurden Hans und Sophie Scholl zusammen mit ihrem Freund Christoph Probst, der ebenfalls zur Weißen Rose gehörte, nach einem kurzen Prozess vor dem sogenannten Volksgerichtshof in der Haftanstalt  München-Stadelheim wegen Hochverrat durch die Guillotine  hingerichtet. Zuvor hatten sie das Abendmahl aus der Hand des evangelischen Gefängnispfarrers empfangen. Christoph Probst, der konfessionslos aufgewachsen war, empfing unmittelbar vor seiner Hinrichtung die Taufe und die heilige Kommunion und wurde so  in die katholische Kirche aufgenommen.

Damit ist ersichtlich, dass sie die Kraft zum Widerstand gegen das menschenverachtende Regime des Nationalsozialismus aus ihrem christlichen Glauben geschöpft haben.

Sophie Scholl war ein suchender Mensch, der sich viel mit den Schriften des heiligen Augustinus beschäftigt hatte. In ihrem Tagebuch schrieb sie ein Gebet:

Mein Gott. Öffne mein taubes Herz, gib mir Unruhe, damit ich hinfinden kann zu einer Ruhe, die lebendig ist in dir.

Dabei war sie wohl inspiriert von dem bekannten Ausspruch des heiligen Augustinus: Du hast uns geschaffen hin zu Dir, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir.

Wie mutig und konsequent sie dachte und handelte zeigt sich auch  in den  Worten, die sie auch noch im Angesicht des Todes äußerte:

Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen auf mich nehmen. (Sophie Scholl)

Was ich damit auf mich nahm, wusste ich und habe auch damit gerechnet, dadurch mein Leben zu verlieren. (Sophie Scholl)

Das Gesetz ändert sich. Das Gewissen nicht. (Sophie Scholl)

Steh zu den Dingen, die du glaubst, auch wenn du allein dort stehst. (Sophie Scholl)

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