MAI KÜHL UND NASS

Geschrieben am 19.05.2021
von Joachim Heisel


Dieser Tage war ich bei einer befreundeten Winzerfamilie an der Mosel, um dort für mich und Freunde Wein einzukaufen. Im Gespräch erzählte mir der Winzer, dass das Sprichwort  “Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun` und Fass”, für den Wein nicht zutrifft. Der Mai ist dieses Jahr bisher  zu kalt für die Reben, was den Ertrag mindern kann. So wurde mir noch einmal klar, dass wir Städter nicht mehr die Folgen der Witterung hautnah erleben wie Winzer und Landwirte, deren Existenz von der Natur abhängt. Das mag für uns Städter gleichzeitig ein Verlust und ein Gewinn sein. Ein Verlust, dass wir nicht mehr genug spüren, dass nicht alles in unserer Hand ist. Ein Gewinn, dass wir zum mindesten, was die Witterung angeht, in unseren Breitengraden nicht unmittelbar existenziell bedroht werden, es sei denn wir leben in einem Überschwemmungsgebiet.  Bis in die 1960er Jahre hinein gab es auch bei uns noch Bittprozessionen im Mai, wo um gute Witterung gebetet wurde.

“Not lehrt beten”, heißt ein Sprichwort. Not weist über uns hinaus auf Mächte, die über uns stehen und auf Zustände und Ereignisse, die sich ganz oder teilweise unserem Einfluss entziehen. Wir haben in der Pandemie erlebt, wie schwer wir uns damit tun anzuerkennen, dass wir nicht alles im Griff haben.

Wir sind durch Wissenschaft und verantwortungsvolle Politiker gegen die Pandemie anders als in früheren Jahrhunderten gut gerüstet, auch wenn  Meinungen, welches die richtige Strategie ist,  oft auseinander gehen und auch Irrtum möglich ist. Aber wir alle haben gespürt und spüren auch noch weiter, wie in dieser Situation  manchmal der Boden unter unseren Füßen schwankt.

Bei den großen Seuchen wurde früher gebetet und wurden Prozessionen abgehalten. Das war teilweise auch ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Es war eine der  großen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts, daß geniale Wissenschaftler wie Robert Koch (1843-1910), Ignaz Semmelweiss (1818-1865) und Louis Pasteur (1822-1895)  erkannten, dass die Einhaltung von Hygieneregeln essentiell für die Eindämmung von Seuchen ist

Wenn wir gläubig sind, dürfen wir uns im Gebet auch um Hilfe an Gott wenden, damit er dem Unheil Einhalt gebietet , - nachdem wir unseren Beitrag durch die Einhaltung von  Hygieneregeln gelleistet haben...

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