STARK

Geschrieben am 09.06.2021
von Joachim Heisel


Dieser Tage fand ein Gedenkgottesdienst für Bischof Johann Baptist Sproll (1870-1949) in Anwesenheit der Bischöfe Gebhard Fürst von Rottenburg und Bertram Meier von Augsburg  sowie des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann an seinem letzten Zufluchtsort Ursberg statt. Dorthin hatte sich Bischof Sproll vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime  von 1941 bis 1945 geflüchtet. Von Anfang an hatte Bischof Sproll auf die Unvereinbarkeit der Nazi-Ideologie mit der christlichen Religion hingewiesen. Nach der Vertreibung aus seinem Bistum Rottenburg war er zur Tatenlosigkeit verurteilt, hat jedoch immer wieder standhaft und unbeugsam Stellung gegen das Regime bezogen. Sein Wahlspruch als Bischof lautete „Fortiter in fide“ ( Stark im Glauben). Bischof Bertram sagte in seiner Predigt: „Bischof Sproll nahm in seiner Kritik von Anfang an kein Blatt vor den Mund. Er verurteilte die NS-Ideologie bei Veranstaltungen mit bis zu 20000 Teilnehmern als „Religion des Blutes und der Rasse“ und als Generalangriff auf das Kreuz Christi und das Christentum.“ Bischof Sproll  leistete damit dem damaligen Zeitgeist mutig Widerstand. Damals war das mit Gefahr für Leib und Leben verbunden.

Auch heute stehen Themen auf der politischen Agenda, die der christlichen Botschaft entgegengesetzt sind. Von den ersten Christen heißt es in dem bekannten Brief an Diognet (3. Jahrh. n. Chr.) zur Unterscheidung von den Heiden und der bei ihnen üblichen Praxis der Abtreibung: Sie heiraten wie alle anderen, aber sie verstoßen nicht die Frucht ihres Leibes.

Das Europaparlament erwägt Abtreibung als Menschenrecht zu deklarieren. Schon heute hat eine mir bekannte junge Gynäkologin Schwierigkeiten, den Facharzt zu erwerben, weil sie sich weigert Abtreibungen durchzuführen. Die pränatale Diagnostik macht Selektion möglich. Die selbstbestimmte Euthanasie kann der Anfang einer Selektion in Alter und Gebrechlichkeit sein.

Zur Zeit der Nazi-Diktatur war Protest lebensgefährlich. Heute kann er zunehmend mit  sozialer Ausgrenzung und persönlichen Nachteilen verbunden sein. Bischof Sproll fand die Kraft zum Widerstand aus seinem christlichen Glauben. Man kann sich fragen, was geschieht, wenn dieser Glaube bei uns immer mehr verdämmert.

Quelle: Kath. Sonntagszeitung Bistum Augsburg, Nr. 21

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