Man kann sich fragen, was wäre, wenn es das Christentum nicht gegeben hätte. Diese Frage kann man sich stellen angesichts der Anklagen, die gegen das Christentum erhoben werden. Natürlich sind in 2000 Jahren Christentum auch Dinge geschehen, die dessen nicht würdig waren. Verglichen damit ist die Zeitspanne des atheistischen Kommunismus kurz, aber schon jetzt lang genug um millionenfaches Leid zu verursachen, ganz zu schweigen von den Opfern von Nationalsozialismus und Faschismus.
Christus wurde in eine unbarmherzige Welt hinein geboren, in der Frauen, Kinder und Sklaven keine oder nur wenige Rechte hatten. Der prominente antike Philosoph Platon (428-348 v.Chr.) hatte gelehrt, dass minderwertige, mit Krankheit oder Geburtsfehlern behaftete Menschen kein Lebensrecht hatten. Er vertrat auch die Meinung, dass nur gesunde Menschen Nachkommen haben sollten. Die Gewohnheit, Kinder, die nicht willkommen oder krank waren, nach der Geburt auszusetzen war neben der gängigen Abtreibung eine weit verbreitete Praxis.
Christus stellte sich in seinem Verhalten diametral gegen diese Unkultur. Gegen die Gewohnheit, dass der Mann seine Frau mit einem einfachen Scheidebrief aus der Ehe entlassen konnte, setzte er das eherne Wort: Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen - und setzte damit die Frauen den Männern gleich.
Arbeit war in der Antike verachtet und die Sache von Sklaven. Der Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) vertrat die Auffassung, dass Arbeiten eines freien Mannes nicht würdig sei und man solle sie lieber den Sklaven überlassen. Christus selbst hat bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr als Zimmermann gearbeitet und brachte in seinen Gleichnissen lebensnahe Beispiele aus der Arbeitswelt und lenkte damit den Blick auf den Wert der menschlichen Arbeit.
Er wandte seine Aufmerksamkeit Kranken und Benachteiligten zu. Er versammelte auch Frauen um sich und kümmerte sich um sie. Er heilte die Kranken und setzte sich mit Leuten an einen Tisch, die am Rande der Gesellschaft waren. Er lehrte seine Jünger die Werke der Barmherzigkeit und sagte: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan. Er ließ es zu, dass bei einem Gastmahl eine Prostituierte ihm unter Tränen der Reue seine Füße mit Öl salbte und mit ihrem Haar trocknete und erregte damit bei seinem Gastgeber Anstoß. Jesus sagte zu ihm: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe (Lk 7,47).
Er nahm ein Kind von der Straße in seine Arme und stellte es seinen Jüngern als Beispiel für eine neue Lebensweise vor (vgl. Mt 18,1-4). Er starb eines schmählichen Todes am Kreuz, an dem nur Schwerverbrecher hingerichtet wurden. Seine Jünger haben ihn daraufhin verlassen. Es waren Frauen, die unter seinem Kreuz standen und die die ersten waren, denen er nach seiner Auferstehung erschien.
Christus bezeichnete sich als Gottes Sohn, obwohl er wusste, dass dies sein Todesurteil bedeuten würde. Seine Mutter Maria hatte ihn in ärmlichen Verhältnissen in Bethlehem auf die Welt gebracht hatte. Sie litt mit ihm, als er am Kreuz starb.
Das ökumenische Konzil Konzil von Ephesus erklärte im Jahre 451 feierlich als Dogma (Glaubenwahrheit), dass Maria, indem sie Jesus Christus geboren hat, wahrhaftig Gottesmutter (griech. Theotokos) ist.
Die Würde der Frau im abendländischen Kulturkreis hat hier ihre Wurzeln.
Nächster Blogeintrag 14.7.21