Als ich vor ein paar Tagen im Schwimmbad war, stieg eine ältere Dame nur zögerlich in das Schwimmbecken, aus dem ich gerade herauskam. Mit hochgezogenen Schultern und zusammengepressten Zähnen deutete sie mit ihrer Körperhaltung an, dass ihr das Wasser zu kalt war. Zum Trost sagte ich zu ihr: „Mit Bewegung wird es schon wärmer.“ „Ja, aber der Bademeister hat mir gesagt, dass sie Anweisung haben, die Wassertemperatur um zwei Grad zu senken, Einsparmaßnahme.“ Auf der Straße beim Gang zum Auto hörte ich wie ein Nachbar sagte:„ Meine Tennishalle ist geschlossen. Dort sind jetzt Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.“
Wir sind dabei zu lernen, als Folge eines Krieges auf einige gewohnte Dinge verzichten zu müssen. Das ist möglicherweise erst der Anfang. Auch lernen derzeit, dass es kein Naturgesetz ist, dass es uns weiter so gut geht wie bisher. Wenn man die Zeitung aufschlägt, stehen auf den ersten Seiten Berichte von der Kriegsfront. Wohlfühlthemen wie „Wo verbringe ich den nächsten Urlaub?“ sind erst auf den letzten Seiten. Statt dessen finden sich Sorgen um Energieversorgung, Inflation, Teuerung und eigene Bedrohung. Wir müssen den Gürtel enger schnallen. Der grüne Bundesminister für Wirtschaft und Energie Robert Habeck sagt es uns unverblümt: Wir werden ärmer werden. Der Krieg ist zwei Flugstunden von uns weg und doch hautnah zu spüren.
Es kann auch positive Seiten haben, dass wir auf einiges verzichten müssen. Neben echter Not, die auf uns zukommen kann, eröffnet uns die Situation, zu erfahren, dass wir vielleicht manches nicht so nötig haben wie wir dachten. Beim Gang über den Markt soll griechische Philosoph Sokrates (469-399 v.Chr.) gesagt haben: Wie zahlreich sind doch die Dinge, deren ich nicht bedarf. Und Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) meinte: In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.
Auch können uns die Folgen des Kriegs die Augen für Menschen öffnen, die unsere Hilfe brauchen.
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