DAS WORT

Geschrieben am 06.04.2024
von Joachim Heisel


Man kann das Leben Jesu mit seinen eigenen Worten zusammenfassen: „Ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh 6, 38) und: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Joh 4, 34). Und Paulus sagt von Jesus: „Er erniedrigte sich und ward gehorsam, ja gehorsam bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2, 8).

 

Christus hat nicht nur am Kreuz sondern in jedem Augenblick seiner Existenz sein Leben als ein Opfer im Gehorsam gegenüber dem Vater gelebt. Jeder Atemzug, jeder Schlag seines Herzens gehörte dem Vater. Als am Kreuz eine Lanze sein Herz durchbohrte, war dies das erschütternde Symbol der äußersten Hingabe auch seines physischen Lebens an den Vater und an die Mission, die ihm der Vater aufgetragen hatte.

 

Die längste Zeit seines Lebens, dreißig Jahre, hat Jesus ein  unscheinbares Leben in Nazareth, einem kleinen Dorf in Galiläa, geführt. Als Kind und Jugendlicher und noch als Erwachsener lebte er unauffällig in einer Familie. Nur einmal durchbrach er die Normalität, als er ohne das Wissen seiner Eltern im Tempel von Jerusalem als Zwölfjähriger zum großen Erstaunen der Schriftgelehrten voller Weisheit lehrte (vgl. Lk 2, 41-52). Als seine Eltern ihn nach langem Suchen dort fanden, sagte seine Mutter: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.“ Er aber antwortete: „Wusstet ihr denn nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist.“ Doch dann heißt es weiter: Er war ihnen (seinen Eltern) untertan (vgl. Lk 2, 51), d. h. er gehorchte ihnen. Als er erwachsen wurde, übte er wie sein Vater Josef den Beruf des Zimmermanns aus. Das ist die längste Periode im Leben Christi und ähnelt am meisten unserem eigenen Alltagsleben. Sein Leben war die Ausfaltung des Wortes: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10, 30). Jesus ist das lebendige Wort des Vaters an die Menschen. Deshalb ist er Mensch geworden.

 

Romano Guardini sprach in seinen letzten Tagen davon, dass Gott jedem Menschen ein Wort mit auf den Lebensweg gibt. Im Leben Jesu ist das Wort des Vaters an die Menschen offenbar geworden. Johannes sagt es im Vorwort zu seinem Evangelium: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1, 1-5). Christus selbst und sein Leben ist das Wort des Vaters an uns. Gott  spricht aber auch jedem einzelnen Menschen sein Wort zu, und der Mensch selbst kann zum Wort für andere werden. Das Leben eines Menschen gelingt in dem Maße, wie er dieses Wort verwirklicht. Gott spricht zu jedem Menschen durch die Dinge und Menschen, die ihm begegnen, durch Ereignisse, Gedanken oder Regungen des Herzens, die Gott durch den Heiligen Geist in diesem Menschen bewirken möchte. Dieses Wort an jeden einzelnen bedeutet „Berufung“. Es ist der Ruf Gottes an jeden Menschen, gemäß seinem Wesen und seinen Gaben und Fähigkeiten das Bild zu verwirklichen, das er nach Gottes liebendem Willen darstellen soll, ein einmaliges unwiederholbares Werk, das nur ihm aufgetragen ist.

 

Nächster Blogbeitrag 10.4.24

 

MEIN NEUES BUCH Jahrgang 1945 - ein biografisches Mosaik - ist jetzt online erhältlich im Fe-Medienverlag Kisslegg

HINWEIS: Der diesjährige MÜNCHENER MARSCH FÜRS LEBEN findet am Samstag 13. April um 13 Uhr mit Beginn auf dem Königsplatz statt.

Das Motto lautet: GEMEINSAM FÜR DAS LEBEN!