VERBRENNEN

Geschrieben am 03.08.2024
von Joachim Heisel


Stern und Tier und Blume kennen
Nur die willenlose Zeit,
Erst im eigenen Verbrennen
Sind wir menschlich eingeweiht.

So sagt Albrecht Goes (1908 - 2000) in seinem Gedicht über die Kerze. Wir kennen vielleicht den Ausdruck:  Er oder sie brennt für eine Sache. Das kann ein Hobby sein, der Beruf,  eine ehrenamtliches Engagement,  ein geliebter Mensch.
Wenn Jesus sagt : "Wer sein Leben  behalten will, wird es verlieren; wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen"  (Mt 16,25),  meint er im Kern etwas Ähnliches: Wer nicht über sich hinauswächst, sozusagen sein Leben einsetzt, wird keinen Sinn darin finden.
Spontan fällt mir da ein Kollege ein, der seit Jahren mit Einverständnis und Unterstützung seiner Familie während seiner Ferien als Chirurg in einem Entwicklungsland tätig ist und dabei vielen armen Menschen geholfen hat, sozusagen dafür ein Stück von seinem Leben hergibt; oder an eine alte Patientin, die, obwohl sie selbst krank war, ihre Freundin gepflegt hat. Sie sagte: Ich habe ihr mein Augenlicht geopfert, aber es ist mir nicht leid darum.
Als ihre Freundin starb, sagte sie mir: I haob a G`sätzl um sie g`waont, heisst übersetzt: Ich habe um sie so lange geweint wie ein Gesätz des Rosenkranzes dauert... 

Für wen oder was setzen wir unser Leben ein?

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