Von Seiten der Verhaltenspsychologie empfiehlt es sich, nicht alle negativen Nachrichten an uns heranzulassen soweit sie nicht konkrete Konsequenzen für unser praktisches Verhalten haben.
Im Philipperbrief (Phil 4,4-6) richtet der Apostel Paulus einen Brief an seine Gemeinde in Philippi. Er selber saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis. Trotz seiner misslichen Lage ist der Tenor seines Briefes lauter Freude. Er schreibt: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freuet euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Wie die Liebe so bewährt sich auch die Freude in Widrigkeiten. Wer dann noch liebt, der liebt wirklich. Und wer auch im Leid noch froh sein kann, der besitzt die wahre Freude.
Auch das gemeinsame Beten kann uns in unserer Situation helfen. Wir können uns im gemeinsamen Glauben und in der gemeinsamen Hoffnung daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Seit Jahrhunderten wird in der Christenheit der Engel des Herrn (Angelus) um 12 Uhr mittags gebetet (vgl. Gotteslob S.36/37). Deshalb läuten dann normalerweise auch die Glocken. Für den Gläubigen ist der Angelus ein Gebet, das an die frohe Botschaft von der Ankunft Gottes in unserer Welt erinnert und uns in der Tagesmitte einen Blick über den derzeit sorgenvollen Alltag hinaus bescheren kann. Der Engel des Herrn verkündet die frohe Botschaft von Christi Geburt, Leiden, Tod und Auferstehung. Wenn wir gläubig sind, vereint dieses Gebet uns mit allen Menschen auf der ganzen Welt, die in diesem Moment mit uns beten. Die letzten Päpste und auch Papst Franziskus beten den Angelus jeden Sonntag und an hohen Festen zusammen mit den gläubigen Pilgern auf dem Petersplatz in Rom und mit allen Gläubigen rund um den Globus.
Im Musée d‚Orsay in Paris gibt es ein berühmtes Gemälde von Jean-Francois Millet (1814-1875), das ein Bauernpaar zeigt, das seine Arbeit für das Gebet des Angelus unterbricht. Man sieht auf dem Bild, wie sie ihre Arbeitsgeräte liegen lassen und nun in andächtiger Haltung beten. Dieses Innehalten fällt uns schwer, auch weil uns oft ein Bezugspunkt über unseren Alltag hinaus fehlt.
Als Kind der Mosel kann ich aber noch ein weiteres Ritual empfehlen. Schon im alten Testament (Psalm 104,15.) heißt es: Der Wein erfreut des Menschen Herz.
Theodor Heuss (1884-1963), ein väterlicher Schwabe mit ruhiger sonorer Stimme war der erste Bundespräsident. Er hatte eine väterliche Ausstrahlung und gab den Menschen in der schwierigen Nachkriegszeit Rückhalt und ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit nach allem, was geschehen war. Er empfahl den Wein für schwierige Weltzeiten und sagte:
Beim Weine, das sind weihevolle Stunden. Die Händel der Welt sind weit weg; der Mensch genießt und braucht nichts als Mensch zu sein und nennt den Mitmenschen Bruder. O köstlicher Wein, der es dem Weisen erspart, über die Welt weinen zu müssen.
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HINWEIS: Am15. Oktober um 19.30 Uhr findet im Bildungszentrum Weidenau, 81679 München, Pienzenauerstr. 38 , ein Vortrag zu dem Thema: Barock in Europa und in Bayern statt.
Referentin: Dr. Martina Außermeier
Die Referentin ist Kunsthistorikerin und mir bekannt von meiner Ausbildung als diözesaner Kirchenführer, wo sie als Dozentin tätig ist.
Weiteres s. unter www.weidenau.org Forum
Bei Teilnahme bitte ich um kurze Mitteilung per Mail oder Whattsapp