Sicher ist es wichtig, dass wir auf unserem geistlichen Weg Sünden und Fehler bekämpfen, denn nur so können wir der Aufforderung Christi Folge leisten: „Seid vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). Aber manchmal erscheint fast noch wichtiger, dass wir uns auch so akzeptieren, wie wir sind. Nur so können wir das Gebot der Liebe erfüllen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lev 19,18, Mt 22,37) Wer sich selbst nicht liebt, kann auch seinen Nächsten nicht lieben, denn beide sind wir Geschöpfe Gottes und als solche liebenswert, auch wenn es im Alltag oft anders ausschaut. Als Gott uns schuf, wusste er auch um unsere Unvollkommenheiten.
Sobald Gott etwas erschafft, ist es naturgemäß unvollkommen. Als jemand Jesus mit „Guter Meister“ ansprach, antwortete er: „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott dem Einen“(Lk 18,18-19). Wir müssen es aushalten, nicht vollkommen zu sein. Wir dürfen nicht in die Versuchung fallen, uns selber Gott zu sein. Das tun wir, wenn wir unsere Mängel nicht akzeptieren. Gott ist unser Vater. Christus hat seine Jünger im Vaterunser gelehrt, Gott als ihren Vater anzusprechen. Jesus gebrauchte für Vater das Wort „Abba“ (Mt 6,9-13). Abba bedeutet im Aramäischen, der damaligen Umgangssprache der Juden, soviel wie bei uns die familiäre Anrede „Papa“, der Ausdruck einer herzlichen familiären Beziehung zum Vater.
Wenn Gott wirklich unser Vater ist, wird er uns so nehmen, wie wir sind, so wie das auch Eltern tun, wenn sie ihre Kinder wirklich lieben. Das heißt nicht, dass sie mit allem einverstanden sind, was die Kinder tun oder wie sie leben. Es heißt auch nicht, dass wir als wahre Kinder Gottes nicht gegen unsere Fehler angehen sollen, um unseren Vater Gott ähnlicher zu werden und ihm zu gefallen.
„Die Kinder …Sie wollen sich gut betragen, wenn ihre Eltern da sind. Die Kinder eines Königs. Wie sehr mühen sie sich, vor ihrem Vater, dem König, die königliche Würde zu wahren! Und du…Weißt du nicht, dass du immer vor dem großen König stehst, deinem Vater Gott“ ( heiliger Josef Maria Escriva).
Auch wenn heutige und auch frühere Königskinder nicht immer als gutes Beispiel dienen können, kann dieses Bild im übertragenen Sinn doch für uns passen.
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