In aller Herrgottsfrühe bin ich am Ostermontag auf den Riederstein am Tegernsee gestiegen.Kaum jemand ist unterwegs. Schon zwitschern die Vögel und ein Specht tut sein Handwerk und hämmert für sich und seine Familie ein Nest in einen Baumstamm. Aus dem Tal klingen Osterglocken herauf.
Ich denke an Faust, das Drama von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Faust sitzt an Ostern in seiner Studierstube und ist am Sinn seines Lebens verzweifelt. Er überlegt wie er sich selbst umbringen kann. Doch mit einem Mal hört er Osterglocken läuten. Ein Engelschor singt: Christ ist erstanden, Freude den Sterblichen… Da kommen Erinnerungen aus der Kindheit in ihm hoch und er ist zu Tränen gerührt. Er nimmt Abstand von seinen Selbstmordgedanken und spricht: "Doch an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt, ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben." Aber glauben kann Faust nicht: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
Das ist wohl auch die Antwort vieler, wenn nicht der meisten in unserem Land.
Nur noch 29 Prozent der Bundesbürger verbinden mit Ostern das Fest der Auferstehung Christi von den Toten. Für die meisten ist es ein verlängertes Wochenende, an dem man ausschlafen oder Ausflüge machen kann, wenn man nicht ohnehin schon verreist ist. Natürlich dürfen Ostereier beim Frühstück nicht fehlen. Viele gehen doch noch an Ostern in den Gottesdienst, manche nur einmal im Jahr an diesem Tag und an Weihnachten. Selbst in meinem Heimatbistum Trier, dem ältesten Bistum auf deutschem Boden, Bischofssitz seit 1700 Jahren, gehen nur mehr 4,5 % der Katholiken sonntags zur Kirche.
Ich selbst war in der Osternacht in der Heiliggeistkirche, einer wunderschönen Barockkirche in der Nähe des Viktualienmarkts in München. Draußen auf dem Viktualienmarkt wird unter Gebeten ein Feuer entzündet und von diesem Feuer aus die mitgebrachten Kerzen in der Kirche entzündet. Der Priester singt auf Latein, der Sprache der Kirche: Lumen Christi (das Licht Christi) und die Gemeinde antwortet: Deo gratias (Dank sei Gott) und mit einem Mal war in der bisher lichtlosen Kirche ein Kerzenmeer. Gleichzeitig erklingt die Orgel, und Kirche, Altar und Tabernakel glänzen im Licht der jetzt aufleuchtenden Scheinwerfer. Trompeten spielen und wir alle singen das uralte Lied: Christ ist erstanden…
Ich dachte in dem Moment, was wäre, wenn das alles nicht stimmen würde und wir keinen Christus hätten, der am Kreuz gestorben ist und auferstanden. Kurzum, wenn das Ganze nur ein frommes Brimborium wäre. Paulus sagt in seinem ersten Brief an die Korinther: Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage. Mit Recht könnte man uns dann vorwerfen, wir seien Lügner und keine Zeugen Gottes.
Wenn wir diesem Christus nicht trauen könnten und das, was die Evangelien berichten alles nur ein schöner Mythos wäre, der den überhitzten Gemütern seiner Jünger entsprang, könnten wir allenfalls mit der sentimentalen Hoffnung durch das Leben gehen, dass ja vielleicht doch etwas daran stimmen könnte sozusagen etwas dran wäre.
Als einmal - so berichtet das Evangelium - viele Jünger Jesus wegen seiner Lehre verließen, fragte Jesus die übriggebliebenen: "Wollt auch ihr gehen?" Da trat Petrus vor und sagte: "Meister, wohin sollen wir gehen? Du hast Wort des ewigen Lebens." (Vgl. Joh 6,67-69)
Ja, auch für uns stellt sich die Frage: An wen außer Jesus sollen wir sonst glauben, wenn wir mit einer Hoffnung durchs Leben gehen wollen?
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Hinweis: Am Donnerstag 24.4.25 um 19 Uhr werde ich aus meinem Buch "Jahrgang 1945 - ein biografisches Zeitmosaik" - im Pfarrheim St. Maria Thalkirchen, Fraunbergplatz 5 81379 München, vorlesen und anschliessend Bücher signieren.
Alle Interessenten sind dazu herzlich eingeladen