Empathie ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden, und angemessen darauf zu reagieren
Der Begriff Empathie (griech. mit-leiden em-paschein) meint in der deutschen Sprache sowohl die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen einfühlen zu können, als auch die Bereitschaft, sich emotional an die Seite dieses Menschen zu stellen.
Menschen ohne Empathie sind durchsetzungsfähiger und passen sich oft dem Mainstream an, um oben zu bleiben und Erfolg zu haben. Sie sind die Leistungsträger in einem Betrieb oder einer Organisation. Sie können auch mal „über Leichen gehen“. Gerade in der Wirtschaft, wo Betriebe „saniert“ werden müssen, finden sich solche Temperamente
Menschen mit Empathie können Zwischentöne besser wahrnehmen. Es gibt 20% der Menschen, die als hypersensibel bezeichnet werden. Gerade sie sind oft empathieifähig, u.a. auch weil sie introspektionsfähiger sind. Wenn sie aus Leitungsgremien ausgeschlossen werden, gereicht das oft zum Nachteil dieser Unternehmen. Generell haben Frauen mehr Fähigkeit zu Empathie. Sie sind teamfähiger als Männer, u.a. weil sie eher Kompromisse eingehen. Gemischte Teams von Männer und Frauen sind besser. Die verkörpern weiche Werte wie Einfühlsamkeit, Anpassungsfähigkeit, Intuition.
Das Gelingen des persönlichen Lebens hängt aber mehr von Empathie als von Leistung ab. Personen, die beruflich sehr erfolgreich sind, scheitern oft im persönlichen Bereich.
Im Englischen gibt es unterschiedliche Begriffe: Empathy meint Mitempfinden, Sympathy meint, sich emotional auf die Seite eines anderen Menschen zu stellen und ihm zu helfen. Dazu kommt noch „theory of mind“, was einer rationalen Fähigkeit entspricht, in die Motive und Weltsicht des anderen einzudringen und zu versuchen, sie zu verstehen. Man würde vielleicht im Deutschen von Perspektivenwechsel sprechen oder „sich in seiner Haut zu fühlen“. Man sagt ja auch umgekehrt: „Ich möchte nicht in seiner Haut stecken “ bzw. lautet der Indianerspruch „einen Mond lang in seinen Mokkassins laufen…“
Einfühlungsvermögen und Mitempfinden gepaart mit Hilfsbereitschaft würde wohl insgesamt diesen drei Begriffen entsprechen.
Wie jede Lebensäußerung findet auch Empathie ein morphologisches Korrelat in unserem Gehirn. Spiegelneurone sind ein neurobiologisches System, das eine intuitive wechselseitige soziale Einstimmung (Empathie) ermöglicht, etwa auch im Sinne einer stillen inneren Simulation (ansteckende Heiterkeit, ansteckendes Lachen oder Gähnen). Würde man allerdings Empathie nur biologisch erklären wollen, wäre das so, wie wenn man den Zustand der Verliebtheit an der Höhe der dabei ausgeschütteten „Glückshormone“ messen wollte und in eine entsprechende Formel bringen würde.
Die Journalistin und Autorin Melanie Mühl hat dem Thema Empathie ein ganzes Buch mit dem Titel „Mitfühlen“ gewidmet (Carl Hanser-Verlag 2018) und äußert darin ihre Sorge, dass gerade in unruhigen Zeiten die Fähigkeit zur Empathie, zum Mitfühlen, in unserer Gesellschaft. abgenommen hat.
Sie bringt dafür einige Beispiele: Bei schweren Unfällen auf den Autobahnen werden Helfer von Gaffern behindert, teilweise sogar beschimpft. Ein Mann hält sogar an und klettert -statt seine Hilfe anzubieten - auf sein Autodach, um eine bessere Sicht auf die Unglücksstelle zu haben. Tödliche Unfälle werden bis zum Abtransport der Leichen gefilmt und ins Netz gestellt statt sich um Mithilfe zu bemühen.
Eine Ikone der Empathie über die Jahrhunderte ist das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) aus den Neuen Testament. Auf die Frage eines Gesetzeslehrer, sozusagen eines Moraltheologen: Wer ist mein Nächster?, antwortet Jesus mit einem Gleichnis:
„Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“
Am Ende fragt Jesus den Gesetzeslehrer: „Wer von diesen dreien meinst du, hat sich als der Nächste erwiesen?“ Und als der antwortete: „Derjenige, der barmherzig gehandelt hat“, sagte Jesus zu ihm: „Dann geh und handle genauso!“
Wer weiss heute noch, wenn er ein Auto des Arbeitersamariterbundes sieht, dass der Name aus dem Neuen Testament kommt? Wer noch regelmäßig Sonntagsgottesdienste besucht, hört das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter immerhin noch alle zwei Jahre. Aber was geschieht, wenn „der Barmherzige Samariter“ aus dem kulturellen Bewusstsein gänzlich entschwindet?
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