Aus dem Schreiben Misericordia et Misera von Papst Franziskus anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit 2016:
An erster Stelle sind wir aufgerufen, die Barmherzigkeit zu feiern. Wie viel Reichtum ist im Gebet der Kirche enthalten, wenn sie Gott als barmherzigen Vater anruft! In der Liturgie wird das Erbarmen nicht nur wiederholt ins Gedächtnis gerufen, sondern wirklich empfangen und erlebt.
Vom Anfang bis zum Ende der Eucharistiefeier kommt die Barmherzigkeit immer wieder vor im Dialog zwischen der betenden Gemeinde und dem Herzen des Vaters, der sich freut, wenn er seine erbarmungsvolle Liebe ausgießen kann. Nach der anfänglichen Vergebungsbitte mit dem Ruf » Herr, erbarme dich! « werden wir umgehend beruhigt: » Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. « Das ist die Zuversicht, in der sich die Gemeinde in der Gegenwart des Herrn versammelt, besonders am heiligen Tag der Auferstehung. Viele Tagesgebete haben den Sinn, an das große Geschenk der Barmherzigkeit zu erinnern. So beten wir zum Beispiel in der Fastenzeit: » Gott, unser Vater, du bist der Quell des Erbarmens und der Güte, wir stehen als Sünder vor dir und unser Gewissen klagt uns an. Sieh auf unsere Not und lass uns Vergebung finden durch Fasten, Gebet und Werke der Liebe«. Dann vertiefen wir uns in das große Eucharistische Hochgebet mit der Präfation, die sagt: » So sehr hast du [in deinem Erbarmen] die Welt geliebt, dass du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast. Er ist uns Menschen gleich geworden in allem, außer der Sünde…«[ Das vierte Hochgebet ist zudem ein Hymnus auf die Barmherzigkeit Gottes: » Voll Erbarmen [hast du] allen geholfen, dich zu suchen und zu finden. « » Erbarme dich über uns alle «, ist die dringliche Bitte, die der Priester im Hochgebet vorbringt, um die Teilhabe am ewigen Leben zu erflehen.
Nach dem Vaterunser setzt er das Gebet mit der Bitte um Frieden und um Bewahrung vor der Sünde fort und fügt hinzu: » Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen. « Und vor dem Friedensgruß, der als Ausdruck der Geschwisterlichkeit und der gegenseitigen Liebe im Licht der empfangenen Vergebung ausgetauscht wird, betet der Priester von neuem: » Schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche. « Mit diesen Worten erbitten wir in demütigem Vertrauen die Gabe der Einheit und des Friedens für die heilige Mutter Kirche. Die Feier der göttlichen Barmherzigkeit findet ihren Höhepunkt im eucharistischen Opfer, dem Gedächtnis des Ostergeheimnisses Christi, aus dem das Heil für jeden Menschen, für die Geschichte und für die ganze Welt hervorgeht. So nimmt also jeder Moment der Eucharistiefeier auf das Erbarmen Gottes Bezug.
Im gesamten sakramentalen Leben wird uns die Barmherzigkeit reichlich geschenkt. Es ist durchaus nicht bedeutungslos, dass die Kirche in der Formulierung der beiden Sakramente der „Heilung“, also der Versöhnung und der Krankensalbung, einen ausdrücklichen Verweis auf die Barmherzigkeit machen wollte. In der Absolutionsformel heißt es: » Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden «, und bei der Krankensalbung: » Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen; er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes «. So ist also die Bezugnahme auf die Barmherzigkeit im Gebet der Kirche alles andere als nur paränetisch (ermahnend), sie ist höchst wirkungsvoll, das heißt, während wir sie im Glauben erflehen, wird sie uns gewährt; während wir sie als lebendig und real bekennen, verwandelt sie uns wirklich.
Das ist ein grundlegender Inhalt unseres Glaubens, den wir in seiner ganzen Ursprünglichkeit bewahren müssen: Vor der Offenbarung der Sünde haben wir die Offenbarung der Liebe, mit der Gott die Welt und die Menschen erschaffen hat. Die Liebe ist der erste Akt, mit dem Gott sich zu erkennen gibt und uns entgegenkommt. Halten wir also unser Herz offen für das Vertrauen, von Gott geliebt zu sein. Seine Liebe kommt uns immer zuvor, begleitet uns und bleibt an unserer Seite trotz unserer Sünde.
Das ungewöhnliche Bild stammt von Anna Maria Faustyna Kowalska (1905 - 1938), auch bekannt als die heilige Maria Faustyna Kowalska vom Allerheiligsten. Es wurde von dem polnischen Maler Adolf Hyla (1897-1965) nach einer ersten Version des polnischen Künstlers Eugeniusz Kazmimirowsi ( 1873-1939), (der übrigens an der Kunstakademie in München studiert hatte) .angefertigt und ist mittlerweile über die ganze Welt als Andachtsbild verbreitet. Es hing auch im Zimmer eines meiner Patienten, dessen verstorbene Ehefrau es dort aufgehängt hatte und der dort alleine starb.
Schwester Fausyna war eine polnische katholische Nonne und Mystikerin. Ihre Erscheinungen von Jesus Christus inspirierten die Verehrung der Barmherzigkeit Gottes und brachten ihr den Titel Sekretärin der Barmherzigkeit Gottes ein. Auf ihre Anregung hin verfügte der Heilige Johannes Paul II., dass der zweite Sonntag der Osterzeit in der ganzen römisch-katholischen Kirche als Barmherzigkeitssonntag begangen werden soll.
Im dem Verkündigungsschreiben des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit Misericordiae Vultus schreibt Papst Franziskus über Schwester Faustyna:
Unser Gebet richtet sich auch an die Heiligen und Seligen, die die Barmherzigkeit zur Mission ihres Lebens gemacht haben. In besonderer Weise denken wir an die große Apostelin der Barmherzigkeit, die heilige Faustyna Kowalska. Sie, die berufen war, in die Tiefe der göttlichen Barmherzigkeit einzutreten, sei uns Fürsprecherin und erwirke uns die Gnade, stets in der Vergebung Gottes und in dem unverbrüchlichen Vertrauen auf seine Liebe zu leben und zu wandeln.
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