SCHERBEN

Geschrieben am 06.06.2025
von Joachim Heisel


Eine alte Patientin, Mutter von fünf Kindern, besuchte ich als Arzt in ihrem Alter öfter zu Hause, weil sie nicht mehr in die Praxis kommen konnte. Sie war eine sehr liebe Patientin, die eine Reihe Puppen um sich hatte.

Eines Tages erzählte mir sie mir aus ihrem Leben. Während der Zeit des Nationalsozialismus war einer ihrer Brüder in Haft. Möglicherweise gehörte er dem Arbeitermilieu an und war vielleicht sogar als Kommunist verfolgt worden.

Bei einem Besuch im Gefängnis brachte sie ihm ein Glas Marmelade mit, die sie selbst wohl aus dem eigenen Garten hergestellt hatte. Der Bruder hat sich dafür bedankt aber hat sich einige Tage später mit den Scherben des Glases das Leben genommen.

Das hat sie ein Leben lang verfolgt. Sie hatte ihm Gutes tun wollen, aber unbeabsichtigt dabei mitgewirkt, dass er seinem Leben ein Ende gesetzt hat.

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Vorankündigung: Samstag 19. Juli um16 Uhr Kirchenführung in  der Kirche St. Georg, 81679 München  Bogenhausener Kirchplatz 1, mit Dr. Joachim Heisel, diözesaner Kirchenführer.

 Bei Teilnahme bitte ich um kurze Information per Mail oder Whatsapp an mich.

Die Teilnahme ist kostenlos.