Neulich war ich in dem Viertel meiner alten Praxis. Als ich an den Türen der Häuser entlang ging und die Fenster sah, dachte ich, dass sich hinter jeder Tür und jedem Fenster ein Schicksal verbirgt. Spontan fielen mir zwei Gespräche ein. An einem Tag kam eine etwa 30-jährige Patientin, die ich schon als Jugendliche gekannt hatte, in die Sprechstunde. Ich glaube, sie kam wegen eines grippalen Infektes und einer Krankschreibung. Aber da wir uns gut kannten, erzählte sie mir nebenbei, dass sie sehr darunter leide, dass sie auf Drängen ihres sehr vermögenden Freundes vor einiger Zeit eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Dann sagte sie noch: "Herr Doktor, stellen Sie sich vor, es waren Zwillinge." Der Kommentar des reichen Freundes war: "Kinder können wir nicht gebrauchen." Ich versuchte, ihr Trost zuzusprechen. Aber ich habe gedacht, vielleicht hätte ich ihr helfen können, wenn sie vorher gekommen wäre wie das in anderen Fällen mit Gottes Hilfe gelang.
Im einem anderen Fall auch einer wohl auch um die 30 Jahre alten Patientin sagte mir die Frau im Laufe eines Gesprächs, ihr Freund habe sie gedrängt, ihr erstes Kind abzutreiben. Aber beim zweiten und sie deutete auf ein kleines Mädchen von vielleicht zwei Jahren habe ich mich erfolgreich dagegen gewehrt. Ich sagte ihr, dass ich sie deshalb sehr bewundere.
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