Es gibt Leute, Menschen, die könnte man als Nervensägen bezeichnen. Immer haben sie etwas auszusetzen am Essen, am Urlaubsort, an der Arbeit, an der Politik und vor allem an anderen.
Aber auch mit ihren subtilen Gewohnheiten fallen sie den andern auf die Nerven. So tippen sie bei Vorträgen mit den Fingern auf die Stuhllehne und bringen den Referenten damit aus dem Konzept und zur innerlichen Weißglut. Nach langweiligen Fortbildungen stellen sie die letzte Frage und bringen den Referenten dazu, noch zehn Minuten länger zu reden und das zu wiederholen, was er schon zwei Mal gesagt hat. Ihnen schmeckt nur der Kaffee, den sie selber gekocht haben und niemand außer ihnen weiss wie man den Nippel durch die Lasche zieht. An sie gestellte Fragen lassen sie notorisch ohne Antwort, was vor allem Frauen auf die Palme bringen kann.
Im schlimmsten Fall wissen sie alles besser und finden immer ein Haar in der Suppe. Oft haben sie wenig Humor und sind Perfektionisten. Bei sich selbst und bei andern lassen sie keinen Raum für Fehler. Besonders als Vorgesetzte sind sie unausstehlich.
Wir alle haben Potenzial zur Nervensäge. „Nervensäge" kann auch ein Grund für Scheidung sein. Wenn zwei Menschen, die sich über Jahre hinweg nur stundenweise gesehen haben, plötzlich den ganzen Tag zusammen sind, kann es sein, dass sie sich gegenseitig dermaßen auf die Nerven fallen, dass ein Zusammenleben unmöglich wird. So kann man sich teilweise die relativ hohe Scheidungsrate von älteren Ehepaaren in der Zeit nach der Pensionierung erklären.
Wie könnte es trotzdem weitergehen?
Der heilige Paulus gibt im Galaterbrief eine Antwort, die aber nicht allen schmeckt: „Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Gal 6,2).
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