Vor Gott müssen wir nicht immer stark sein. Petrus war ein Draufgänger, ein Choleriker - so stellte ihn auch Albrecht Dürer in seinem berühmten Gemälde in der Alten Pinakothek in München dar. Bei der Verhaftung Jesu schlug er mit dem Schwert drein, aber er versagte jämmerlich, als eine kleine Magd ihn bei der Verhaftung Jesu als seinen Jünger erkannte. Drei Mal hintereinander leugnete er, Jesus überhaupt zu kennen. Trotzdem hat Jesus ihm verziehen und weiter Geduld mit ihm gehabt.
Und auch selbst mit Judas, der ihn verriet und sich erhängte, als er seine Schuld erkannte, hätte er Geduld gehabt, wenn er zu ihm gekommen wäre. Im Kreuzgang der romanischen Kirche von Vézelay in Burgund gibt es auf den Kapitellen eine Darstellung, wo Jesus den erhängten Judas auf seinen Schulten trägt. Das sogenannte finstere Mittelalter wollte damit zeigen, dass die göttliche Barmherzigkeit möglicherweise menschliche Vorstellungen überschreitet.
Christus hatte Versager um sich: Judas, Petrus, Thomas und neben ihm am Kreuz Dimas, einen Verbrecher, dessen grösste Lebensleistung darin bestand, dass er sich zu seinen Sünden bekannte und an Jesus die Bitte richtete: „Herr, gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst". - Dieser eine Satz wog alles Versagen und alle Schuld seines verpfuschten Lebens auf.
Auch wir haben manchmal nichts als unsere Schwäche und unser Versagen, das wir Gott entgegenhalten können.
Im zweiten Korintherbrief berichtet der heilige Paulus, dass er Gott im Gebet um Befreiung von einem drückenden Leiden - einem „Stachel in seinem Fleisch" - bat. Seine Bitte wurde nicht erhört. Stattdessen die Antwort: von Gott: „Meine Gnade soll dir genügen, denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit", heisst im Klartext: Statt Befeiung bekommst Du Kraft zum Tragen. - Vielleicht eine Antwort, die auch manchmal für uns taugt. So schreibt Paulus denn weiter: „Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herab kommt.. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark" (2 Kor 12.9-10).
Aber nur der kann bitten, der seine Schwäche zugibt.
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